Heilige Dreieinigkeit? Grundlegende Farblehre? Alles kann in drei fundamentale Elemente aufgeteilt werden, aus denen alles entsteht und gemacht ist. So kompliziert sind die Dinge gar nicht, sagen De Staat, solange man sie nur so weit wie möglich herunterbricht.
Die Veröffentlichung von „Red, Yellow, Blue“ begann bereits 2021, zwei Jahre nach dem letzten Album „Bubble Gum„, und erstreckte sich über die folgenden anderthalb Jahre. Stück für Stück gab es von den Niederländern mehr und mehr Songs. Diese sind, gemäß den im Albumtitel genannten Grundfarben, in drei verschiedene Kategorien gefasst, wobei jede der drei Farben für jeweils eine grobe Grundstimmung stehen soll.
Die Songs der „roten“ Gruppe sind düster, aggressiv und härter, die der „gelben“ Kategorie eher leidenschaftlich, tanzbar und wild. Die „blauen“ Tracks sind hingegen tiefgründig und emotional, introspektiv und zurückhaltend.
Drei grundlegende Seiten des Menschen, einfach heruntergebrochen und strukturiert – De Staat auf den Pfaden der niederländischen Kunstbewegung De Stijl?
So unkonventionell wie das Konzept ist auch die Veröffentlichung der Tracks: Über viele Monate kamen nacheinander vier Pakete mit mehreren Tracks unterschiedlicher Farbkategorien heraus; die Band selbst betrachtete das Projekt eher als zu ergänzende Playlist denn als Album.
De Staat halten in Zeiten weltweiter Verworrenheiten sich selbst und ihr neues Werk ständig in Bewegung, was allerdings ihrem markanten Sound zwischen Noise-Rock, Elektro-Punk und Garage-Alternative nur zugute kommt.
Statt sich lediglich auf einen einzelnen Aspekt zu konzentrieren, fliegen De Staat unkontrolliert in unterschiedlichste Richtungen und bringen ihre tiefsten Instinkte in wilden Exzessen zum Ausdruck.
Gemäß den Farbgebungen erfolgen diese Ausbrüche mal härter, mal fröhlicher und manchmal melancholischer, jedoch immer mit einer ironischen, ja fast schon zynischen Note zwischen knurrenden Fuzz-Gitarren und pfeifenden Synthesizern.
Es geht um Klassenkämpfe und Ungerechtigkeit in den Songs, um Ellbogengesellschaft und tödlichen Turbokapitalismus – je länger man der Band und ihren Botschaften zuhören, desto weniger überrascht und wundert der unterschwellige Zynismus.
Bei aller Kritik an derzeitigen strukturellen Problemen kommen mit „Red, Yellow, Blue“ allerdings so viele hochmoderne und frische Songideen, dass man wie auf einer Achterbahn der Emotionen hin- und hergeworfen wird.
De Staat kreieren mehr als nur eine Wundertüte, in der für alle etwas dabei ist: Die Band greift das Leben, das einfach keinen Sinn ergibt, von allen Seiten an – damit man vielleicht doch überhaupt eine Chance hat, es irgendwie zu verstehen.