„Halt deine Fresse! Halt deine Fresse! Ich fick dich gleich!“ ist das Credo, mit dem „schade kaputt“ von PAULA PAULA beginnt. Zu hören im ersten Track des Debütalbums ist eine Sprechsequenz, die von einem Ausraster eines alternden Mannes zeugt – wenn man sich einen Wutbürger vorstellen müsste, klänge er so.

Marlène Colle, die hinter PAULA PAULA steckt, unterlegt den Opener „Planeten“ schon bald mit einer simplen Klavier-Melodie, fängt nach der Aufnahme dann an zu singen: Über Testosteron, die Ausländerdebatte und über einsame Planeten, die „fliegen durch die selbe Straße“ und „Kontakt gibt es nur bei Kollision“.

Eine große Thematik, die in einer Planeten-Metaphorik eingewebt wird, so dass PAULA PAULA demonstrieren kann, wie absurd es ist, dass diverse Menschen- und Kulturgruppen zwar auf eine ignorante Art zusammenleben, aber keinen die Anliegen des anderen interessieren. 

„Kaputtes Gerät“ schließt an, bricht jedoch mit der aufkommenden Melancholie des Aufmacher-Songs. Ein aggressives Riff dominiert die dreieinhalb Minuten und rückt das Album in eine punkig ranzige Aufbruchstimmung. Mit diesem Song, an dem noch Kristina Koropecki am Cello und Gisbert zu Knyphausen am Bass mitwirken, stellte sich die Band erstmalig im letzten Jahr vor. 

„Doch mir ist kurz vor der Erleuchtung der Motor abgekackt“, erklärt Colle kurz und knapp in Autotune getränkt und beschreibt die Digitalisierung sowie die damit verbundene Tatsache, dass andere Generationen abgehängt werden.

Mit diesem Song manifestiert sich ein Talent der Gruppe: Die humoristische Aufmachung täuscht zwar nicht über die Ernsthaftigkeit der Themen, denen sich PAULA PAULA annimmt, hinweg. Aber sie macht das Ganze sehr, sehr viel erträglicher.

Auch „Digitale Augen“ nimmt den Ansatz auf und erzählt eine scheiternde Liebesgeschichte, die über Zoom stattfindet. Hier wird eine weitere Stärke des Albums offengelegt: Der Sound ist variabel, nie langweilig, immer virtuos und frei von Genres, aber immer brandaktuell.

So hält in der halben Stunde von „schade kaputt“ eine handvoll Kontroversen Einzug, die dann nebenher kommentiert und freigelegt werden. Und das nicht alles auf Deutsch: PAULA PAULA probiert sich in „Futur Foutu“ und „Shutupandwork“ auf Französisch und Englisch aus.

Und auch, wenn man nicht wirklich verstehen mag, was Marlène Colle da von sich gibt, schafft es die Band innerhalb kurzer Zeit, eine solche ideologische Kraft und Attitüde aufzubauen, dass man spürt, was die Botschaft der Tracks und die Pointe von Colle ist: Einfach mal alles hinterfragen und dazu am besten PAULA PAULA hören.

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