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Gus Dapperton – Henge

Im zugehörigen Pressetext zu „Henge“ wird Gus Dapperton im ersten Satz als Alt-Pop-Ikone bezeichnet. Jetzt kann man sich darüber streiten, wie man heutzutage den Begriff Ikone definiert, allerdings dürfte den meisten bei diesem Stichwort eher Menschen wie Madonna, Elvis Presley, David Bowie oder Elton John einfallen und nicht unbedingt der US-amerikanische Musiker aus Warwick, NY.

Nach diesem ersten Satz sind die Erwartungen also dementsprechend hoch. Und auch, wenn Dapperton mit seinen extrovertierten Pop-Arrangements öfter im Gehörgang hängen bleibt, als einem selbst lieb ist, ist der Weg von „Henge“ nach ikonisch dann doch noch ein ganzes Stückchen.

Man könnte „Henge“ als Konzeptalbum bezeichnen. Es ist kein Zufall, dass es mit „Sunset“ beginnt und mit „Sunrise“ endet. Dapperton will den Hörer in diesen mystischen Zustand zwischen Tag und Nacht entführen. Alles ist möglich und wer weiß schon, was morgen passiert.

Wenn man von „Henge“ auf die Nächte Dappertons schließen kann, dann scheint der 26-Jährige einen Großteil davon durchzutanzen. Denn obwohl „Sunset“ mit melancholischem Gitarrenpicking und jeder Menge Hall auf Dappertons getragenen Stimme beginnt und mit dem Einsetzen der dramatischen Synthies zunächst keinesfalls die Leichtigkeit eines pinken Himmels und den Spiegelungen der letzten Sonnenstrahlen im neusten Erfrischungsgetränk transportiert, legt Dapperton den Schalter mit elektrischen Beats zur Mitte doch noch um und eröffnet die Tanzfläche am Sandstrand.

„Sunrise“ hingegen klingt mit meditativen Klängen und gesprochener Poesie so gar nicht nach Tagesanfang, sondern lädt eher dazu ein, es sich nach durchlebter Beachparty nochmal auf dem Handtuch gemütlich zu machen und abzutauchen, während der Rest freudig ins Wasser springt.

Sowieso ist eine laue Sommernacht ein guter Vergleich zu „Henge“. Es ist warm, die Zeit verfliegt und als man das nächste Mal auf die Uhr schaut, stellt man fest, dass gleich schon wieder die Sonne aufgehen muss.

Ein Großteil der Songs, dazu gehören beispielsweise „Horizon“, „Phases“ oder „Homeboy“, schwirren so vorbei. Handwerklich sind diese Songs einwandfrei. Nichts an ihnen stört, eckt ernsthaft an oder nervt, aber außer dem ein oder anderen Ohrwurm bleibt leider auch nicht viel im Gedächtnis.

Man fühlt sich in einigen Momenten an The 1975 erinnert, aber eben mit dem Unterschied, dass den Briten das Kunststück der Popmusik fernab der Banalität etwas besser gelingt. Stellt sich die Frage, ob man diesen Anspruch an jedes Album haben muss?

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