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R.I.P. Sinead O’Connor

Was für eine Aufregung in den Spätachtzigern, als Sinéad O’Connor das Frauenbild im Musik-Business – in jenem Jahrzehnt in weiten Teilen von Bonbon-Pop, Glitzerpailletten und Haarlack-Eskapaden geprägt – aufmischte.

Die junge Irin fiel nicht nur mit ihrem rasierten Schädel auf, ihre Stimme, die – exemplarisch im epischen „Troy“ – mit einer unglaublichen Bandbreite von tiefer Verletzlichkeit bis kämpferischer Wut ein Füllhorn von Emotionen abdeckte, hinterließ einen tiefen Eindruck.

Auch sonst boten die Arrangements „The Lion And The Cobra“ vom knalligen „Mandinka“ bis zur Funk-Nummer „I Want Your (Hands On Me)“ ein Portfolio, was ihrem Debütalbum in der Summe eine Grammy-Nominierung einbrachte und Großes von der Musikerin erwarten ließ.

Dies gelang 1990 mit ihrer Interpretation von „Nothing Compares 2 U“, mit dem sie den Prince-Song nicht nur unsterblich machte, sondern akustisch und via kullernder Tränen im zugehörigen Video die Welt am Trennungsschmerz teilhaben ließ.

Das zugehörige Album „I Do Not Want What I Haven’t Got“ war zwar weniger rau produziert als der Vorgänger, verband mit der poppigen Hymne „The Emporer`s New Clothes“ , dem hip-hop-affinen „I Am Streched On Your Grave“ und dem kritischen „Black Boys On Mopeds“ Kreativität, Gefühl und Attitüde.

Neben dem musikalischen Kontrast stand Sinéad O’Connor mit so kompromisslosen wie radikalen Ansichten zu Missbrauch, Patriarchat und Krieg im Fokus, ein zentraler Punkt blieb zeitlebens ihr angespanntes Verhältnis zur katholischen Kirche und ihrem Vorsitzenden, dessen Bild sie 1992 öffentlich bei “Saturday Night Live” zerriss.

O’Connor studierte Theologie in Rekordzeit, konvertierte zum Islam und sprach offen vom eigenen Freitod, war – u.a. mit vier Ehen und dem Tod von Sohn Shane im vergangenen Jahr – nach dem internationalen Durchbruch mit ihrem Privatleben in der breiten Öffentlichkeit präsenter als mit ihrem künstlerischen Wirken.

Von ihr erschienen zehn Alben, die eine Bandbreite von Gospel über Blues und Reggae bis hin zu Traditionals von der grünen Insel abbildeten. „I Do Not Want What I Haven`t Got“ wurde mit der Würdigung als „Classic Irish Album“ quasi  in das dortige Kulturerbe aufgenommen. Auch die wenig beachtete, letzte Veröffentlichung „I’m Not Bossy, I’m The Boss“ von 2014 besetzte auf Platz eins die irischen Landescharts.

Mit nur 56 Jahren ist Sinéad O’Connor gestorben, auch das Mainstream-Radio wird helfen, die Erinnerung an sie stets lebendig zu halten – Nothing compares to you!

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