Utopia. Kommt mir irgendwie ziemlich weit weg vor im Moment. So weit weg wie Australien. Kein Wunder, dass Russell Fitzgibbon aka Skeleten Utopia gefunden hat. Der Australier, ein Teil der Elektro-Kombo Fishing, hat sich für sein Solodebüt „Under Utopia“ begeben.

Für Skeleten ist Utopia wohl ein Ort der Geselligkeit, der Freundschaft und der Fahrstuhlmusik. Der erste Höreindruck jedoch täuscht, so erweist sich „Under Utopia“ als nicht nur elektronisch vielseitig in seiner Ausführung.

Schon nach dem wabernd synthetischen Opener „Generator“ öffnet der Australier die Tore zu seinem erstaunlich textlastigen Klanguniversum. „Mirrored“ tritt mit Downtempo-Housebeats und monotonem Bariton zunächst auf der Stelle, bevor „Walking On Your Name“ mit Funksound Fahrt aufnimmt.

Das imaginäre Beachbarhintergrundberieselungsbild fräst sich nachhaltig ins Gehör. Passend präsentiert sich „Heart Full Of Tenderness“ mit Percussiondrums in Synthesizerwogen, auf zaghaftem, dünnem Gesang.

Wer auf der Suche nach Tanzbarem ist, sollte mit dem klangstarken „Territory Day“ glücklich werden. Lateinamerikanische Rhythmik trifft auf Keyboards und sich steigernde Dynamik, das versetzt selbst mitteleuropäische Hüften in Bewegung.

Beatlastig bleibt auch „No Drones In The Afterlife“. Der sich ewig wiederholende Chorus schürft nach Gold, gut gespült von den freudigen Synthesizerklängen.

Danach wendet sich das Blatt, da Skeleten das Tempo drosselt und dafür umso mehr auf Emotionen und Tiefe setzt. Sei es der Titeltrack, welcher in sanften Saitenklängen suhlend balladesk die Freuden des Daseins predigt oder die seichte Dream-Pop-Liebelei von „Colour Room“, Fitzgibbon bringt seine Emotionen mit.

Verstecktes Highlight darf sich wohl das effektverstärkte „Right Here It’s Only Love“ nennen. Verträumt irgendwo im Schlafzimmer tänzelnd, lädt die sanfte, pulsierende Rhythmik zum Verweilen zwischen den Bettlaken ein. Dabei schwingt der hohe soulige Gesang von Skeleten in der richtigen Frequenz, um die erzeugte Atmosphäre zu verstärken.

Cool schlagen die Saiten des Bassisten beim groovenden „Sharing The Fire“ an, versetzen den Sound wieder an die bekannte Strandbar und lassen das Gesäß dennoch locker mitwippen.

„Everything We Need In The World“ ist zwar keine Kommerzhymne, eignet sich aber in jenen Tempeln hervorragend als Hintergrundbegleitung zum Einkaufen. Auch wenn Skeleten etwas abgehoben trällert, versteht er sich gut darauf, Synthieflächen auf Downtempobeats zu präsentieren. Jedoch fehlt es an Esprit, um diese Musik wirklich eindringlich werden zu lassen.

„Under Utopia“ fühlt sich an, als würde man im Fahrstuhl nach Utopia festsitzen. Man bewegt sich nicht, aber die säuselnde Musikuntermalung tropft sich langsam ins Gehör.

Skeleten vermag mit vielseitiger Verwendung von Funk-, Soul- und auch Bluesanleihen, etwas Leben in seine textlastigen Elektrotracks bringen, es bleibt nur leider zu wenig wirklich in Erinnerung. Wie das eben so ist in ’nem Fahrstuhl.

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