Auch nach zehn Jahren Bandgeschichte beginnt nahezu jede Berichterstattung über Royal Blood immer noch ungefähr so: Die Band besteht nur aus zwei Menschen, klingt aber trotzdem voll. Mike Kerr spielt Bass und singt, Ben Thatcher sitzt am Schlagzeug.
Dass sie nicht das erste erfolgreiche Rock-Duo sind, ist allerspätestens klar, seit bei jeder sportlichen Großveranstaltung zur Melodie von „Seven Nation Army“ der White Stripes mitgegröhlt wird.
Darüber hinaus haben Royal Blood aber längst bewiesen, dass sie so viel mehr als ihre personelle Limitation sind. Vornehmlich ist das ihre Fähigkeit, mitreißende und brachiale Songs zu spielen – kräftiger, bluesiger Alternative-Rock, der heavy und lässig zugleich gerät.
Zuletzt hielten Royal Blood es auf ihrem dritten Album „Typhoons“ ein wenig tanzbarer mit stampfenden Beats und einem Hauch Indie-Disco-Ästhetik. Foals kamen da in den Sinn, im weiteren Maße auch Death From Above.
Da Letztere, ebenfalls ein Duo, den Dance-Punk im Doppel quasi erfunden und perfektioniert haben, switchen Royal Blood auf ihrer neuen Platte „Back To The Water Below“ erst einmal zurück zu den Anfängen: Es wird wieder stoner-rockig, heftig und sexy.
Dafür ist der Opener „Mountains At Midnight“ der optimale Einstieg, denn der prescht mit wummernden Hard-Rock-Riffs voran und lässt zwischendurch ein wenig die Garage- und Soul-Muskeln spielen. So weit, so Royal Blood.
Bevor aber die Kritiker zu Wort kommen, dass doch fast alle Songs des Duos nach dem immer gleichen Hardrock-Gedudel klingen und man sie alleine bei der schieren Masse von vier Alben fast nicht mehr unterscheiden kann, kommt ein unerwarteter Schwenk.
Ein ruppig klingendes Klavier reißt in „Pull Me Through“ das Steuer an sich und dirigiert mit schmutzigen Melodien. Nur am Ende des Songs steigt die typische, hochgepitchte Bass-Kombo von Kerr ein und erinnert, dass man immer noch bei Royal Blood ist.
Es folgt ein weiterer Schock in „The Firing Line“ mit freundlichen, gar verträumten Harmonien, die eher an der Tür zum Psych-Rock kratzen. Auch hier wieder ein Klavier, das zwar schon auf früheren Alben spärlich zum Einsatz kam, nun aber ganz neue Kontexte beschwört.
Zwischendurch streut das Duo weiterhin seinen allseits bekannten Sound ein, dennoch überraschen Kerr und Thatcher mit Zäsuren, die so untypisch für sie sind, dass man sie nahezu als fehl am Platz kategorisieren mag.
„How Many Times More“ etwa ist so befremdlich psychedelisch, dass man Royal Blood zur fesselnden Weiterentwicklung gratulieren und im gleichen Atemzug fragen möchte, was zur Hölle los sei.
„There Goes My Cool“ geht noch weiter und klingt wie ein Beatles-Song zirka 1967.
Royal Blood haben nach dem Disko-Exkurs auf „Typhoons“ wohl erneut gemerkt, dass sie sich mit ihrem traditionellen Sound abermals im Kreis drehen. Zu erkennen, dass etwas getan werden muss, auch wenn das Fans der ersten Stunde vielleicht nicht schmeckt, beweist Größe.
„Back To The Water Below“ ist ein Album des Wandels für Royal Blood. Und mit solch einem Wandel kommen auch Wachstumsschmerzen. Diese nimmt die Band aber entschlossen auf sich und schaut, wie es wird – sonst wartet noch immer der gewohnte Blues-Rock auf sie.