„Auch schon wieder vier Jahre her“ – rückblickend wirkt unser Opener zum letzten Blonde-Redhead-Album „Barragán“ fast schon naiv. Denn seit uns die Indie-Avantgardisten das letzte mal mit einem Studioalbum begeistern konnten, sind dieses mal ganze neun Jahre vergangen.
Böse Zungen würden angesichts „Barragán“s „unverständlicher Energielosigkeit“ gar behaupten, dass wir nun schon seit 13 Jahren und „Penny Sparkle“ auf etwas wirklich Neues von Blonde Redhead warten müssen. Einen eigensinnigen Mix aus Shoegaze, Indie-Rock und urbanem New-York-Avantgardismus haben wir uns schon vor knapp einem Jahrzehnt erhofft.
Ob „Sit Down For Dinner“ die Hoffnungen der langen Wartezeit nun endlich erfüllt? Tatsächlich wirkt die etwas angestaubte Uninspiriertheit vom letzten Album wie weggeblasen.
Dringlich und düster pulsiert der zweite Track „Kiss Her Kiss Her“ und lebt dabei von einer unangestrengten Intensität, die sich wie ein Schleier über den gesamten Track legt.
Blonde Redhead pendeln wieder und wieder zwischen impulsiver Verspieltheit und finsterer Ernsthaftigkeit, machen Musik, die sich wieder dem ungebrochenen Widerspruch annähert, den schon das 2004er Album „Misery Is a Butterfly“ poetisch verarbeitete: Aus dem Schmerz entstehen die zartesten, intimsten und berührendsten musikalischen Manifeste.
Auch wenn „Sit Down For Dinner“ mit „Kiss Her Kiss Her“ den intensiven Höhepunkt relativ früh erreicht, gelingt es anderen Tracks wie „I Thought You Should Know“ und „Before“ die traumgleiche Atmosphäre aufrechtzuerhalten, die auf subtile und nuancierte Weise immer wieder überrascht.
Die New Yorker haben ihrer Musik mit „Sit Down For Dinner“ wieder einen organischen Anstrich verpasst – die Musik lebt im und durch das Zusammenspiel der Zwillinge Amedeo und Simone Pace und Kazu Makinos sanfter Mehrstimmigkeit und bleibt dadurch ungreifbar und geheimnisvoll.
Vielleicht waren es gerade diese entschleunigten letzten Jahre, die Blonde Redhead den notwendigen Freiraum verschufen, um einen inspirierteren Nachfolger für „Barragán“ zusammenzuwerkeln. Jedenfalls klingt es so, als hätten die Paces und Makino mit einem gemeinsamen Ziel und nicht aneinander vorbei gearbeitet.