Amelia Murray aka Fazerdaze ist ein „Lucky Girl“. Nicht nur weil ihre erste, gleichnamige Hitsingle sie 2017 in die neuseeländische Musikszene katapultierte, sondern auch, weil sie sich seither musikalisch kontinuierlich entwickeln konnte. Vom Lo-Fi-Bedroom-Pop der ersten Tage ist wenig geblieben auf ihrem vierten Longplayer „Soft Power“.

Elektronischere Arrangements und verträumte Melodien stehen im Mittelpunkt des Schaffens von Fazerdaze, das sich in rockigen Momenten an den Haim-Schwestern orientiert, aber sich auch bei Bat For Lashes Inspiration geholt hat.

Allgemein ist die Stimme von Fazerdaze enorm wandlungsreich, erinnert an Heather Nova und gibt sich stets bestimmend. Amelia Murray lädt mit elfenhafter, benebelter Stimmlage zum Träumen ein. Zur einsamen Fahrt durch die schlafende Stadt und verträumten Dahingleiten durch die Nacht.

Dabei kann Fazerdaze beim eröffnenden Titeltrack auf ihre weiche Stimme setzen, beim vertrackt groovenden „So Easy“ die Drumbasis nutzen, um bei „Bigger“ in molliger Tonlage und fransigem Elektrogezirze den kehligen Gesang einer Lana Del Rey nachzuahmen.

Das beschwingt getaktete „Dancing Years“ lässt Fazerdaze mit zart gehauchten Gesang in eingängigen, poppigen Schwof übergehen, den die Synthesizer von „In Blue“ aufgreifen und ihre ganz eigene eindringliche Nummer zaubern.

„A Thousand Years“ gibt sich verspielter, vertrackter mit zweistimmigem Gesang. Dazu ein punktueller Drumeinsatz und die verzückten Elektroklänge geraten in Wallung, eröffnen dem Titel neue Klangpanoramen und den Hörer*innen das erste Highlight des Albums.

Ein wenig zu viel Billie-Eilish-Taktdisharmonie und effektverzerrter Sprechgesang ist „Purple“, trotz souliger Gitarreneinlage nicht so bekömmlich, doch „Distorted Dreams“ beweist mit pulsierendem Beat und augenzwinkernder Melodie, dass auch ein minimalistischer Einsatz ausreichend ist, um die Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Der folgende „Cherry Pie“ gibt sich fiebriger in seinem Mitteilungsbedürfnis und überfrachtet den hastigen Gesang mit nervösem Elektronik-Pop, so sehr, dass das folgende „Sleeper“ beinahe komatös wirkt. Der kurze, aber umso prägnantere akustische Titel ist wohl auch als Überleitung zu verstehen zu „City Glitter“.

Fazerdaze gelingt es, Stimmungen im Text einzufangen und diese auch akustisch zu begleiten. Doch sind es gerade die lockeren, fröhlichen Momente die von „Soft Power“ in Erinnerung bleiben. Verspielte Titel, die mit elektronischen Klängen und wenigen Akkorden Aufmerksamkeit erzielen.

In den wenigen Momenten, in denen Fazerdazes Sound zum Shoegazer zurückkehrt, wirken die Kompositionen unnötig schwermütig. Schade, denn Amelia Murrays Stimmrepertoire beherrscht die Genres grenzüberschreitend.

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