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Briston Maroney – Ultrapure

Briston Maroneys Musik strahlt eine Melancholie aus, die sich nur schwer in Worte fassen lässt. Es ist fast so, als würden seine Lieder Erinnerungen transportieren, die man selbst so nie erlebt hat, die sich aber trotzdem wie verblassende Überbleibsel einer romantisierten Vergangenheit anfühlen. Auf seinem zweiten Studioalbum “Ultrapure” ist das auch so – aber da ist auch etwas Neues.

Maroney scheint es nämlich verinnerlicht zu haben, dieses Gefühl aus zwei ganz verschiedenen Richtungen anzusteuern. Die eine vertraut auf akustische Gitarren, nutzt die Spannung zwischen gehauchten und gebrüllten Passagen zur emotionalen Verdichtung und klingt wie auf “Sunshine” und “Sink Swim” am ehesten nach Mighty Oaks zu ihrer Blütezeit. Gleichermaßen radio- und sommertauglich stoßen diese Lieder kaum sauer auf, bleiben aber auch nicht unbedingt in Erinnerung.

Genau das schaffen eher die Tracks, die das Gefühl aus der anderen Perspektive bespielen. Dort finden sich dann kompakt durchproduzierte Indie-Pop bis -Rock-Hymnen, die der Melancholie einen heroischen Anstrich verleihen.

Während Maroneys EP “Carnival” aus dem Jahr 2018 dieses Gefühl noch mit minimalen Ressourcen heraufbeschwören musste (oder konnte), setzt der US-Amerikaner auf “Ultrapure” eher auf die große Geste.

“Body”, “Chaos Party” und “Spring” sind drei stilprägende Ankerpunkte für das Album, die diesen wirkungsvollen Nuller-Jahre-Revival-Indie ausmachen, mit dem Briston Maroney auf den Plan tritt. Neben atmosphärischen E-Gitarren und elektrisierenden Rhythmen ist es besonders Maroney androgyne Stimme, die seine Musik mit einer gewissen Undurchschaubarkeit ausstattet.

“Ultrapure” ist ein kurzweiliges und abwechslungsreiches Album. Wer auf der Suche nach einer neuen Lieblings-Indie-Band oder einem authentischen Singer/Songwriter ist, könnte mit Briston Maroney gleich beides auf einmal gefunden haben.

Wer sich hingegen etwas mehr atmosphärische Kohärenz wünscht, ist bei Maroneys früheren EPs besser aufgehoben. Auf “Ultrapure” probiert er sich aus – und wir sind gerne dabei.

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