“Woke up on a Saturday/ Deaf in my right ear/ I was dizzy and disoriented/ Vertigo sevier/ All the doctors said the cause is just some mystery unknown/ Then they charged me thirteen thousand and the fuckers send me home”.
Was Kristine Meredith Flaherty, aka K.Flay zum Auftakt ihres sechsten Studioalbums „Mono“ über einen trockenen Synth-Bass sprechsingt, ist weder lyrische Metapher, noch die Geschichte eines fiktionalen Charakters.
Die zweifache Grammy Award nominierte Songwriterin aus Los Angeles, mit dem Hang zu alternativer Theatralik, hat ihr neuestes Album mit zwei funktionierenden Ohren begonnen und mit einem beendet, nachdem sie Ende vergangenen Sommers aufgrund einer äußerst seltenen Erkrankung auf dem rechten Ohr über Nacht taub wurde.
Flaherty versinkt deshalb keinesfalls in Selbstmitleid, sondern strickt mit dem unmissverständlich betitelten „Mono“ ein aus Wut gespeistes Fanal zwischen St. Vincent und Roisin Murphy. Von Annie Clark setzt sie die zerstückelten Gitarren mit reichlich Overdrive als Waffe ein, nicht nur im im eklektischen „Punisher“. Die eckige Elektronik Murphy’s lauert jederzeit angriffslustig in den Zwischenräumen.
Wenn K.Flay ihre zwischen fordernd und quengelnd changierende Stimme, wie in der bissigen Vorabsingle „Irish Goodbye“, noch durch ein Megaphone schickt, sollten nicht nur die unfähigen Ärzte aus der ersten Strophe ihre Köpfe einziehen.
Den Sarkasmus kann sie sich obendrein nicht verkneifen. In der lasziven Indie-Nummer „Spaghetti (feat. Kid Sistr)“ bekommen das namentlich auch Metallica zu spüren. Das Herausragende aber ist, wie sie aus Schicksalsschlag und zynischer Spitzfindigkeit eine Eigenständigkeit destilliert, die im Overkill brilliert.
Zwischen rockigen Gitarren, elktronischer Avantgarde, balladeskem Piano liegen nur Sekunden, meistens jedoch alles übereinander. Beim Gesang ruft Flaherty zwischen genialen Melodien wie in „In America“, Sprechgesang und kindlichem Trotz nicht selten innerhalb eines Songs die volle Bandbreite ab.
Die Summe dieser Teile gipfelt in einer schroffen, die Low Fidelity schrammenden Produktion, die hier nicht etwa das Understatement, sondern das Selbstbewusstsein unterstreicht. „Mono“ ist deshalb nicht nur anders, sondern vor allem groß im Starksein – künstlerisch wie mental.