Unter seinem Alias Puma Blue macht Jacob Allen Musik, die die scheinbar krassen Gegensätze aus Bedroom-Pop und überirdischer Imposanz in Einklang bringt. Mit dem zweiten Album “Holy Waters” geht die Geschichte vom Debüt “In Praise Of Shadows” weiter – auf Sound- und Inhaltsebene.
Dabei macht Puma Blue aus dem grauen Mauerblümchen einen ehrenwerten Titel. Denn “Holy Waters” ist sicherlich keine Platte, die um die direkte Aufmerksamkeit der Hörerschaft buhlt. Das hat schon bei anderen großartigen Musikern wie Bon Iver, James Blake oder The xx für eine große Aufmerksamkeit gesorgt. Und während sich durchaus einige unterschwellige Querverweise zu den genannten Musiker*innen auf “Holy Waters” finden lassen, ist auch der Hype um Puma Blue vorhersehbar.
Stücke wie “Dream Of You” etwa sind in ihrer melodischen Größe einfach übermenschlich schön – und doch ist gerade das Understatement das, was Puma Blue in der Ära von TikTok-Spektakel hervorhebt. Dass diese Kontraste aufgehen, zeugt von einer hohen Songwriting-Kunst und genau die zeigt sich auf dieser Platte in sepiafarbenen Akzenten.
Wie “Gates (Wait For Me)” etwa erst mit sorgsam aufgeschichteten Harmonien die Füße vom Boden nimmt, um dann in einer farblosen Vehemenz in jazzige Klavier-Figuren zu zerfallen, ist auf der Mikro-Ebene verblüffend, für das Ohr aber unglaublich erholsam und doch neuwertig. Über das Finale von “Mirage” kann man derweil nur mit offenem Mund staunen.
Aber auch das Spiel mit stark reduzierten Beats auf der einen (“O, The Blood!”) und dichten Bläser-Arrangements auf der anderen (“Hounds”) Seite hebt dieses Album im Gegensatz zu anderen Genre-Nachbarn hervor. Dass Puma Blue selbst als Protagonist in dieser zwischen Dream-Pop, Jazz und R&B gespannten Welt mal als intimer, mal als distanzierter Erzähler auftritt, ist dann das angenehm-süße Sahnehäubchen.
Vor dem sorgsamen Einsatz von kleinen Samples und reduzierten Sounds führt Allen mal in gehauchter Kopfstimme und mal in tiefem Erzählton durch verschiedenste Thematiken, die gar nicht immer mit dem Sound in Verbindung gebracht werden.
Das zerbrechliche “Pretty” etwa dreht sich um die Ablehnung des eigenen Äußeren bis zum Unverständnis, dass das Gegenüber einen für attraktiv halten kann. Und hier schließt sich auch der inhaltliche Kreis zum Debütalbum, das ebenfalls keine Scheu vor düsteren Themen hatte. So schön wie hier erzählen sie nur die wenigsten.