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Bosse – Übers Träumen

Von den einen als mainstream-kompatibler Befindlichkeits-Pop konsequent ignoriert, von den anderen als so tanzbare wie einfühlsame Singer/Songwriter-Poesie mit Attitüde gefeiert – an der Musik von Bosse scheiden sich die Geister.

Der Kumpel, Camper und sozial-engagierte Sympath von nebenan, platzierte auf den vorhergehenden Ausgaben von „Schönste Zeit“ bis „Der Letzte Tanz“ gold-dekorierte Hits, die von Tausenden Fans, die sich vor den Festivalbühnen vom ersten Ton des Energiebündels an einfangen lassen, mitgesungen werden.

Für diesen Zweck hat der Braunschweiger mit „All-Time-Favourite“ bereits vorab den Hut in den Ring geworfen, auf dem neunten Studioalbum hat er aber mehr als Konzerttaugliches im Angebot, „Übers Träumen“ gibt es viel zu berichten.

Ob „Ein Traum“ an sich oder Fieber- bzw. Tagträume besungen werden: für alle Varianten findet Aki Bosse eine passende Melodie, fasst zugehörige Gedanken in authentische Texte, in die sich jede(r), der/die möchte, wiederfinden kann.

Ein Raum, ein Klavier, eine Gitarre, ein weißes Blatt Papier und eine Idee sind die Zutaten, die der Protagonist laut eigenen Aussagen immer benötigt, um eine neue Platte zu entwerfen, eine Grundausstattung, die auch in dieser Runde passt.

Die 14 frischen Lieder haben vom mitreißenden Gassenhauer, „Ich Liebe Dich“, der gesellschaftskritische Inhalte erträglich scheinen lässt, bis zur reduzierten Ballade, „Loslassen Lernen“, die allem Notwendigen, so schmerzhaft auch immer, einen tröstlichen Rahmen gibt, eine inhaltlich umfassende Bandbreite.

Dabei setzt Bosse in „Bleib Bei Mir“ auf die Kraft der Überzeugung, komponierte mit „Royales Morgenblau“ eine Hymne für alle, die den Widrigkeiten und Ungerechtigkeiten des Alltags trotzen, schwelgt mit „Kreuzbergmädchen“ in Erinnerungen an die ruhelose Adoleszenz, behandelt den Soll/Ist-Vergleich der Lebenswege in einem „Ice Cream Universum“, packt die Einsamkeit von „Hanna” in Noten.

Der bekannt-treibende Bosse-Sound wird über das Album hinweg von Trompete bis Berliner Kneipenchor ergänzt, Alligatoah bringt in den klima-getriggerten Stadtflucht-Track „Salzwasser“ Rap-Farbe, der Abschied auf das Ende von Allem via „Nur Noch Ein Lied“ gerät im Duett mit Lea so traurig wie dankbar, etwas anstrengend wird es, wenn seine Stimme im Verlauf einiger Nummern Haken schlägt, die nicht recht zu ihm passen wollen.

Mit „Übers Träumen“ bleibt Bosse der anspruchsvolle Künstler, dessen Songs in Kopf und Tanzbein fahren – ob man mag oder nicht.

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