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Ilgen-Nur – It’s All Happening

Einige Jahre Zeit ließ Ilgen-Nur sich für den Nachfolger ihres Debütalbums “Power Nap“. Einerseits soll sich die Songwriterin auch so viel Zeit wie möglich nehmen, um ein ähnlich fantastisches Werk wie die 2019er Platte zu erschaffen.

Andererseits haben sowohl die hohe Qualität von “Power Nap”, als auch die Jahre seitdem dafür gesorgt, dass die Erwartungen an den Nachfolger sich in schier unermessliche Höhen schrauben. Was kommt nach dem verträumten Indie-Rock des Debüts? Wird Ilgen-Nur Borali es abermals schaffen, die Lupe so eindrucksvoll und herzlich auf die kleinsten aller kleinen Momente zu richten? Wird man wieder im schummerigen, verwaschenen Pop-Sound versinken können?

Fragen über Fragen, die “It’s All Happening” nun nach vier Jahren endlich beantworten kann. Für die Findung dieser Antworten ist Ilgen-Nur während der Corona-Pandemie, als eigentlich ein Auftritt beim SXSW in Texas anstand, einfach in den USA geblieben.

In Los Angeles herrschte trockene Sonne, die sich in die zehn neuen Songs gebrannt hat. Diese sind nämlich nicht mehr so ausgefranst und shoegazig hallig wie in der Vergangenheit. Klar, denn es geht nicht mehr um Müdigkeit und das Verstecken im Bett bei all der Tristesse.

Womit allerdings nicht gemeint ist, dass die Sängerin aufgehört hat zu träumen. “It’s All Happening” hat zwar einen vergleichsweise trockenen Grundsound, gerät allerdings nach wie vor herzzerreißend melancholisch und introspektiv.

Der Opener “Lookout Mountain” startet etwa mit einem ernsten und nüchternen Klavier, das jeglichen indie-angehauchten Pop von BOY in die Tasche steckt. Ein jammerndes, dumpfes Gitarren-Solo schmiegt sich an und komplettiert den ersten Eindruck des neuen Indie-Pop von Ilgen-Nur.

Waren bei “Power Nap” noch die Slacker-Allüren allgegenwertig, hat sich die Musikerin hier nun ein wenig mehr am Riemen gerissen. Bierernst wird “It’s All Happening” dennoch nicht, denn die wohlig warme Melancholie bringt eine überraschend positive Entschlossenheit mit sich.

Die nüchterne Geborgenheit, in dem sich der behagliche Indie-Pop mit gelegentlichen Klavier-Einsätzen und sanften Synth-Teppichen tummelt, erinnert da an dieselbe besonnene Art, die Lucy Dacus und This Is The Kit ebenfalls an den Tag legen.

“It’s All Happening” hat eine andere Qualität als “Power Nap” – allein schon die Wirkungen der Albumtitel sprechen im direkten Vergleich für sich. Dennoch fasziniert das zweite Album von Ilgen-Nur Borali über alle Maßen – eben auf eigene Art.

Es ist eine optimistischere Art, die zwar die Müdigkeit der Vergangenheit anerkennt und ein Stückchen weit mitnimmt – aber nun ist die Zeit gekommen, auch mal aktiv zu werden.

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