Ab welcher Albumveröffentlichung weicht der Anspruch innovativer Ideen der schlichten Nachlassverwaltung? Gute Frage, die Metric nicht unbedingt am besten beantworten können. „Formentera II“ klingt für eine Band, die sich vor 24 Jahren gegründet hat, einfach zu frisch.

Viele Bands in ähnlichen Altersklassen lassen sich schon zu Altersmilde und ewiggestrigem Sound hinreißen. Wie der erste Teil dieser Albumserie schon andeutete, ist das bei Metric nicht der Fall. Stattdessen geht es einfach direkt auf die Tanzfläche – und das zu wirklich schönen Beats.

„Just The Once“ etwa ist der offensichtliche Hit der Platte und bringt auch 2023 noch jede Playlist zum Funkeln. Aber dass Tanzen nicht alles ist, weiß man nach all den Jahren als Band dann auch.

Entsprechend befinden sich mit Songs wie „Days Of Obilivion“ und „Who Would You Be For Me“ ganze Melancholie-Tümpel auf dieser Platte. Die sind in der Regel gebettet in große Achtziger-Beats und ganz viel Hingabe für schöne Melodien. So weit, so stimmig.

Ergänzend dazu gibt es mit dem Akustik-Stück „Nothing Is Perfect“ den musikalischen Beweis, wie überirdisch Mehrstimmigkeit klingen kann, denn trotz des sehr reduzierten Klangbilds schnuppert dieser Song Weltraum-Luft.

Zum Abschluss der Platte holen „Descendants“ und „Go Ahead And Cry“ nochmal die Synthesizer aus dem Kofferraum. Der erste Track führt mit seiner bedrückenden Klimax unvorhersehbar in echte Clubbing-Gefilde, der Closer hingegen bleibt trotz all der Beats deprimiert und sanftmütig.

Insgesamt fühlt sich „Formentera II“ alleine schon wegen der kurzen Anzahl aus lediglich neun Songs aber nicht wie ein vollwertiges Album an und sollte daher unbedingt im Kontext gesehen werden. Die Verbindungen zwischen den einzelnen Songs und den Sound-Entscheidungen hinter ihnen sind über die ganze Spieldauer jedenfalls nicht direkt ersichtlich.

Trotzdem sind die einzelnen Momente – das etwas übertrieben theatralische „Suckers“ mal außen vor – doch ein klarer Beweis dafür, dass diese Band gar keine Verjüngungskur nötig hat. Ein guter Sound bekommt eben nicht so schnell Falten. Und Beats sind immer noch die beste Medizin gegen Altersmilde.

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Metric – Formentera

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