Verlässliche Größe im Alternative-Geschäft waren Metric immer, selbst dann, wenn sie zuletzt via „Art Of Doubt“ diejenigen zurück ins Boot holen mussten, die mit der elektronischen Ausrichtung von dessen Vorgänger „Pagans In Vegas“ fremdelten.
Auf „Formentera“, für dessen Namen ein im Lockdown-Fernweh aufgeschlagener Reiseführer verantwortlich war, verzichtet man auf signifikante Kurskorrekturen.
Die Kanadier verbinden in dieser Runde die von Jimmy Shaw aus einem Elektro-Projekt eingebrachten technischen Ideen mit dem organischen Band-Equipment wieder zu dem dynamischen Rock-Pop-Wave-Konglomerat, mit dem sie sich jenseits allen Zeitgeistes ihren festen Platz im Musik-Business erspielten.
Einen wesentlichen Teil ihres musikalisches Portfolios fasst das Quartett im Einsteiger „Doomscroller“ zusammen, baut einen epischen zehnminütigen Spannungsbogen, der von der zwingenden Bassline über pumpende Beats von Underworld-Kaliber bis zur Pianoballade bereits eine Breitseite aufgefahren hat, bevor die Nummer ihrem emotionalen Finale entgegensteuert.
Diese Achterbahnfahrt steht für die Schnelllebigkeit, mit denen die Katastrophen-Meldungen aus den Live-Tickern in unseren Tage die gesellschaftliche Stimmungslage permanent verändern, entspricht das Stück damit dem Metric-Anspruch, sozialpolitische Themen in ihrer Musik zu spiegeln.
Der Rest vom achten Studioalbum hat es einigermaßen schwer, mit diesem furiosen Auftakt Schritt zu halten, zumal auch die Vorab-Single „All Comes Crashing“ bereits eine beachtliche Duftmarke gesetzt hatte.
Emily Haines schafft es nicht immer, zwischen flächigen Keyboards, griffigen Rhythmen und Effektlawinen mit ihrer Stimme dramaturgische Lücken zu schließen, sind bei allem hörbaren Bemühen, das eigene Stereotyp nicht zu bedienen, die kompositorischen Wendungen einiger Arrangements vorhersehbar.
Bevor es sich der Titeltrack „Formentera“ auf einer romantischen Synthie-Wolke gemütlich macht, bekommt er von Streichern den nötigen Pathos mit auf den Weg, weckt „Enemies Of The Ocean“ Erinnerungen an das, was einst schwelgerisch aus dem Hause Catatonia kam.
„I Will Never Settle“ biegt scharf in die Indie-Disco ab, dem Ort, an dem sich auch „Oh Please“, einmal die quirlige Gitarre angeworfen, wohlfühlt, gelingt mit dem Highlight „Paths In The Sky“ kurz vor Ultimo ein so geschmeidiger wie nachhaltiger Abgang.
„What Feels Like Eternity“ bleibt auf „Formentera“ zumindest akustisch offen, aber bis dahin gibt es sicher noch einige Metric-Ausgaben, die diese Thematik vertiefen werden.