Das kanadische YouTube-Phänomen Walk Off The Earth machte gestern Halt in der Münchner TonHalle, um das bunt gemischte Publikum mit jeder Menge guter Laune zu versorgen.
Die gut gefüllte Tonhalle wurde zunächst aber von der Düsseldorfer Indieband Walking On Rivers mit alternativen Pop-Rock-Klängen bespielt. Das Trio konnte die gelöste Stimmung nutzen, und die eingängigen Titel animierten schnell zum Mitgrooven. Dem Sound fehlte noch ein wenig Kante, dem tollen Songwriting könnte das gut tun.
Nach der kurzen Umbauphase startete zeitig das kanadische Gute-Laune-Wunder. Basslastig vibrierend sorgten die ersten Klänge schnell für Aufmerksamkeit.
Neben ihren bekannten Coversongs wie „What´s Love Got To Do With It“ hatten Walk Off The Earth auch aktuellere Songs wie „Bet On Me“ oder „My Stupid Heart“ im Gepäck. Letzteren Titel durften kurz vor Schluss auch die eigenen Kids nochmal zum Besten geben, was vom Publikum frenetisch applaudiert wurde.
Die Band besteht scheinbar nur aus Multiinstrumentalisten, die auch eifrig ihr Werkzeug wechseln, dabei aber jederzeit mit Können überzeugen. Schlagzeuger David Speirs mit workout-artigem Einsatz stellte sich als besonderer Meister seines Fachs heraus.
Generell ist es beeindruckend, wie homogen die Band zusammenspielt und das wohl hervorragende Arbeitsklima auch zur Schau stellt. Besonders beeindruckend auch die exotischen Instrumente, denen die Band auch ihren Bekanntheitsgrad verdankt, die aber leider zu selten zum Einsatz kamen. Und nein, damit meine ich nicht die allgegenwärtige Ukulele.
Diese zupfte Sängerin Sarah Blackwood und hüpfte dabei wie ein Derwisch über die Bühne. Sie bewies hier neben ihrer Gesangskunst durchaus ausdauernde Pippi Langstrumpf Qualitäten. Ehemann Gianni Nicassio hingegen teilte sich die Front mit ihr und tat sein Bestes als passiver Stimmungsanheizer sowie vermeintlicher ruhender Bühnenpol.
Seine Ehefrau animierte von der ersten Sekunde an das Publikum zum Mitsingen und Feiern, was auch innerhalb weniger Minuten gelang. So manches Mal kippte das aber auch ein wenig in Richtung Hermes House Band Feeling und versetzte das feiernde Münchner Publikum schon fast wieder in Oktoberfeststimmung.
Besonderes Highlight des Abends war ein Mashup von 24 Beatles-Songs, das zu einem konstanten Hit-Feuerwerk und Chorus-Konfetti-Regen verarbeitet wurden. Die konstante Bombardierung mit Hochstimmung konnte da schon beinahe herausfordernd werden.
Positiver Nebeneffekt war jedoch: Das ansonsten für Ratschgruppen bekannte TonHallen-Publikum schien vollends in den Bann gezogen von der Indieband. So bewiesen auch Walk Off The Earth, dass ein eher durchwachsenes Album zum absoluten Livevergnügen werden kann.
Die sympathischen Kanadier sorgten für glückliche Gesichter und ausgelassen tanzende Menschen jeden Alters – was will man mehr an einem Montagabend?