Die britische Art-Rock-Band Everything Everything hat ihre zweite Single „The Mad Stone“ vom kommenden neuen Album „Mountainhead“ veröffentlicht, das am 1. März 2024 erscheinen soll.
Everything Everything, die momentan freiwillig blonde „Poptimistic“-Band aus Manchester, ist ein Liebling der Musikkritik. Seit 13 Jahren liefern sie verlässlich intelligente Musik, die gestern Elektro sein darf und morgen Britpop, vielleicht rockig oder manchmal tanzbar. Es bleibt trotzdem immer eigen.
Während die noch überlebenden Beatles Marketing mit dem Wort „AI“ machen, weil sie eine Kassette aufgehübscht haben, auf die John Lennon eine Melodie genuschelt hatte, haben Everything Everything schon längst ein ganzes Album mit der KI als fünftem Beatle veröffentlicht.
Im MusikBlog-Review hieß es zu „Raw Data Feel“: „Konkret speiste das Quartett verschiedene Datensätze in eine KI ein, darunter die Geschäftsbedingungen von LinkedIn, die Lehren des Konfuzius und Hunderte 4chan-Kommentare. Aus diesem irrsinnigen Fundus konnte die KI schöpfen – und die Band inspirieren.“
Das neue Album „Mountainhead“ nun hat eine Gesellschaft zum Thema, die sich der Aufgabe verschrieben hat, einen Berg aufzuschütten. Generation um Generation lässt ihn wachsen, damit das eine Prozent oben eine schöne Aussicht hat. Könnte man ja selber sein. Die Grube, aus der die 99 Prozent schöpfen, wird immer tiefer. *hust*Metapher*hust*
Eine ganze Religion ist entstanden, um die sinnentleerte Tätigkeit zu rechtfertigen. Unten, in der Grube, so munkelt man, wartet eine große Schlange, die Zweifler an der großen Aufgabe, an dem großen Berg, verschlingt.
Die Gläubigen nennen sich „Mountainheads“. Auch der Protagonist in „The Mad Stone“ bekennt sich zum Berg. Aber er ist nicht nur Glaubender, er ist ein Verkäufer, wie sie auch unsere Gesellschaft bevölkern:
„Es geht dir schlecht, weil du so komplett sinnlosen Scheiß machen musst? Ich verstehe dich! Ich habe eine Lösung: Ich kann dir Fitnessdrinks, Wellness, Pilates, Meditation, Wellness, Lieblingsserien in vielen Staffeln oder NFTs verkaufen! Wie wäre es mit MDMA, Kokain, Speed oder LSD? Dann hältst du alles aus und kannst weitermachen! Hm?“, heißt es so ungefähr in „The Mad Stone“.
Diese, „sehr frei“ übersetzte, Botschaft treibt den Song. Vor den Backgroundchören, dem Synthie-Rhythmus und dem Violinen-Pizzicato, feuert er uns an – der Motivator, der Coach, der Händler, der Guru und er benutzt dafür den gewohnt wendigen Gesang von Jonathan Higgs.
„The Mad Stone“ verspricht Wunderdinge vom Gipfel des Berges und ist ein eingängiges Durchhaltelied, ein Shantie vielleicht oder die Marschmusik, während wir Steine und Erde auf den Berg schleppen. Falls wir uns schwach fühlen. Wenn wir uns alt fühlen.
Wie heißt es im Song, dieses Mal nur „frei“ übersetzt: „Bist du wirklich so alt? Auch daraus kann ich ein Business machen! Komm, komm mit mir zum Gipfel, zum Mad Stone!“