Olli Schulz veröffentlicht, rechtzeitig zu Silvester, „Silvester“, seine neue Single, eine Auskopplung aus dem am 9. Februar erscheinenden Album „Vom Rand der Zeit“.
Oliver Marc „Olli“ Schulz ist laut der Wikipedia vieles: Podcaster, Schauspieler, Moderator und sogar Musiker. Groß geworden bei seinen Urgroßeltern, in einem kleinen Häuschen, tief im Hamburger Wald, war die Sesamstraße für den Kleinen das Guckloch in die große Welt.
Und so verdankt der aufstrebende junge Künstler auch seinen ersten Welthit der Sesamstraße. 2009 erscheint die erste Single, mit der er charten kann: „Mach‘ den Bibo!“. Grobe Pixel zeigen uns noch heute das damalige Musikvideo, aus einer Zeit, als das Internet nett war.
Doch nach diesem Erfolg geht es mit der Karriere und dem Künstler steil bergab – der Tiefpunkt ist erreicht, als er mit Jan Böhmermann einen Zwei-alte-weiße-Männer-Podcast namens „Fix und Fertig“ (oder so ähnlich) beginnen muss, den auch heute kein Mensch hört.
Im MusikBlog steht dazu in einem Konzertbericht: „Es gab schon Olli Schulz Konzerte, bei denen man besser gesehen hat. Was daran lag, dass man früher einfach näher dran war, als der Ex-Türsteher der Hamburger Großen Freiheit 36 vor wenigen hundert Zuschauern auftrat.“
2021 schwört er endlich Mate-Tee und Schokoküssen ab, rafft sich auf und nimmt mit Nora Tschirner – für die TKKG-Szene völlig überraschend – ein Hörspiel auf, in dem die beiden ein Diebespaar mimen. Ein Wahnsinnserfolg – in oben erwähnter Szene, versteht sich.
Jüngst wurden alle Kinderträume wahr und der ewig junge Olli durfte endlich neben einem seiner Idole auftreten: Elmo! „Keine Angst vor der Angst“ hat er für das knallrote Knuddelmonster aus der Sesamstraße gedichtet und dies scheint auch sein persönliches Motto geworden zu sein. Denn irgendetwas an ihm scheint anders …
Heute erscheint nun „Silvester“ und damit – Hand aufs Herz, ganz ehrlich, ohne Witz – der persönlichste Song in Ollis Repertoire. Wer hier nicht wenigstens ein bisschen Gänsehaut bekommt, wenigstens so kleine Haarpickelchen – der muss wohl als Kind in den tiefsten Schlacken des Zynischen Meeres gebadet worden sein.
Wie kann man nicht mit jemandem fühlen, der kurz vor Silvester nachdenklich zu uns auf den Balkon kommt – wollten wir nicht mit dem Rauchen aufhören? – und uns von der Geburt seines Sohnes erzählt, vom größten vorstellbaren Neuanfang?
Mehr noch: Obwohl wir ihn gar nicht so gut kennen, erzählt er uns von seiner großen Liebe. Vor Jahren hätte sie ihn aufgegabelt, er lächelt ein bisschen, sein Herz hätte sie zusammengeflickt.
Und dann, als die ersten Raketen im Hamburger Nachthimmel platzen, fragt er uns: Kennst du das auch, so erhaben und so schön, für einen kurzen Augenblick dein eigenes Leben zu verstehen? Kennst du das auch, das Gefühl tief in der Brust: Ja, du weißt, es gibt einen Anfang und du weißt, es gibt auch einen Schluss?
Ja. Kennen wir. Du hast das Herz am rechten Fleck, Olli Schulz! Frohes, neues Jahr!
