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FLØRE – Scarytale

Achtung, Gruselfans und Nachtschwärmer! Schnappt euch eure Taschenlampen und macht euch bereit für eine Reise in die Unterwelt der Popmusik, wo Zombies, Vampire und Hexen die Hauptcharaktere sind. Unsere Reiseleiterin und Fürstin der Finsternis? FLØRE, eine vielversprechende Musikerin aus Iserlohn, die sich auf ihrem Debütalbum “Scarytale” dazu entschlossen hat, Bösewichte und gruselige Kreaturen ins Scheinwerferlicht zu ziehen.

Mit einer Prise Emo-Gewürz, das direkt aus den tiefsten Abgründen der 2000er Myspace-Ära zu stammen scheint, ist das Ergebnis ein 40-minütiges Spektakel aus Alt-/Dark-Pop. Die Künstlerin taucht dabei in die dunkleren Aspekte des Daseins ein und erzählt uns, dass das Leben manchmal mehr Schatten als Sonnenschein bietet.

Unterstützung bekommt sie von Leon Milla, der bereits Songs für Michael Schulte oder Zoe Wees geschrieben hat. Zusammen brauen sie einen musikalischen Zaubertrank – mal poppig, mal balladesk, gelegentlich rockig. Fans von Melanie Martinez oder Kerli werden von diesem geisterhaften Klangspektrum begeistert sein.

Leise, gefühlvolle Lieder wie “Mermaid” und “Ghost” zeigen das gesangliche Können der deutschen Künstlerin, während “Monster” und “Werewolf” einen Abstecher in das Land der TikTok-Popmusik unternehmen.

Aber nicht alles glänzt in der Dunkelheit. Einige Tracks verschwinden im Nachtnebel – zu wenig Biss, um wirklich in Erinnerung zu bleiben. Es ist, als ob FLØRE versucht hätte, den musikalischen Kessel mit allem zu füllen, was der Genre-Supermarkt hergibt, doch dabei das magische Rezept etwas aus den Augen verloren hat.

Dennoch, ihre künstlerische Vision und ihr Mut, mit verschiedenen Sounds zu experimentieren, sind nicht von der Hand zu weisen. Sie mag vielleicht nicht die Erste sein, die sich klangvoll in die rabenschwarzen Ecken des Traumlands vorwagt, aber ihre Streifzüge in die dunklen Abgründe der Popmusik sind durchaus lobenswert.

Zwischen den stärkeren Tracks wie “Skeleton” und “Alien”, die die umliegenden Songs glatt in die Schattenwelt verbannen, und den weniger erinnerungswürdigen Liedern gibt es doch immer wieder Lichtblicke, die das verborgene Potenzial des Albums zum Vorschein bringen.

Auch die visuelle Aufmachung der Platte und der Musikvideos zieht sich konsequent durch das Gruselthema: Erschreckende Verkleidungen, finstere Nachtszenen und unheimliche Kontaktlinsen sorgen dafür, dass selbst die Addams-Family – oder besser gesagt Wednesday, um bei der jüngeren Generation Anklang zu finden – im Vergleich farblos wirkt.

FLØRE hat mit “Scarytale” ein durchaus solides Konzeptalbum geschaffen, das uns zeigt, dass auch im Zeitalter von TikTok und Co. noch Platz für ein bisschen Emo-Nostalgie und Grusel-Spaß ist. Trotz einiger Stolpersteine und einer etwas chaotischen Tracklist gibt es genug Glanzstücke, die uns bis zum nächsten Halloween (oder bis zum nächsten Vollmond) fesseln werden.

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