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TRÄNEN – Live im Molotow, Hamburg

Das Konzert in der Molotow Skybar war schon ausverkauft, als nur zwei Tracks der Band online verfügbar waren. Hochverlegt nach unten in den Molotow Club, gefühlt am selben Tag wieder ausverkauft. Als wäre das nicht genug, stehen 10 Minuten vor Einlass schon über 50 Leute vor der Tür. TRÄNEN sind offensichtlich angesagt.

Wenig erstaunlich sind viele Kraftklub-Logos zu sehen. Der überdurchschnittliche Anteil an Besucherinnen zeigt, welchen Nerv sie zielsicher treffen.

Als Support ist Semia mit unterwegs. Ihr Playback-Indie-Pop tritt sofort hinter ihren Qualitäten als Entertainerin in den Hintergrund. Super aufgeregt, extrem liebenswürdig und empathisch. Semia brennt für ihre „Sad Gay Lovesongs“. Kommt auch gut an, wir haben schon viele Haupt-Acts mit weniger Bewegung im Publikum gesehen.

Die lange Pause danach strengt an, aber irgendwann geht es zum Glück los.

Corporate Identity der Platte auf der Bühne: „Haare eines Hundes“. Schlagzeug im richtigen Grünton. Felle um die Verstärker und in der Bass Drum. Ein Plüschhund und vor allem ein Wehrwölfin-Skelett mit Cowboyhut. Das zappelt auf Knopfdruck.

Gwen Dolyn ist glitzernder Mittelpunkt. Federboa und strotzend vor Energie. Steffen Israel, Partner in Crime und Gitarrist von Kraftklub ganz in weiß daneben sehr aufgeräumt.

„Mitten ins Gesicht“ demonstriert die Textsicherheit ab dem ersten Wort. „Zu alt geboren“ fangen sie gleich zweimal an. Sound überraschend gut für die Location. Drückt subtil intensiv. Beide sind deutlich berührt, im Molotow spielen zu dürfen. Unter dem Damoklesschwert, dass es auch das letzte Mal sein könnte.

„Alte Wunden“ wird adäquat anmoderiert und alle im Publikum müssen Mitheulen wie Hunde. Die Wehrwölfin heißt Irmgard und gehört zur Band-Familie. Mit NDW Drive steigt die Stimmung weiter.

„Kapitulation“ bringt eines der besten Stücke von 2023 auf die Bühne von 2024. Musikalisch intensiv, textlich noch intensiver. Es ist spürbar, wie jedes Wort im Publikum räsoniert. Alle hängen gebannt an ihren Lippen. „NEIN!“. Das ist der Nerv, den TRÄNEN treffen.

Zum nächsten Stück darf Irmgard stagediven. Sie schafft es bis zum Ende des Raumes und wieder auf die Bühne zurück. Ein neuer Rekord.

Mehr Bühnenzeit als eigene Tracks? Die Cover-Runde startet mit „Hungriges Herz“ von MIA. Gefolgt von drei Stücken von Gwen Dolyns Solo-Projekt. Obwohl auch gut, halten diese jedoch nicht die Stimmung der TRÄNEN-Songs.

Foto-Session mit Polaroid auf der Bühne. Das nächste Cover als einziges auf der Platte und Grundstein des Projekts. „Duell der Letzten“ von Chaos Z. Passend dazu die „gegen Deutschland Ansage“. Kurzfassung: Gegen alles was anti von dem ist, was gut ist.“ Punkig im Sound das Tanz-Highlight des Abends.

Inhaltlich bleiben wir auf der Spur. Wenn es ums Klima geht, macht es auch Sinn, mal Gegenstände zu beschädigen. „Denkmal“ von Wir sind Helden. „Teenage Dirtbag“ von Wheatus macht den Übergang zum letzten Stück „Stures dummes Herz“. „Als ich gesagt hab, einen Kick; meinte ich nicht, in den Bauch“. Die Energie entlädt sich mit einem Kick. Riesiger Moshpit in wenigen Sekunden.

Verschwitzt, glücklich – aber absolut nicht genug. Konsens im Publikum: Zugabe. „Schießen lernen“ trifft dann nochmal mitten ins Ziel, bevor „Was bleibt“ alle etwas abkühlt und in die dunkle Nacht entlässt.

Großes Projekt. Große Frau im Zentrum. Großes Konzert.  Fröhliches Tanzen gegen alles, was im Argen liegt. Widerstand statt Kapitulation.

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