Nick Cave And The Bad Seeds haben gestern Abend ihre neue Single „Wild God“ veröffentlicht, der Titeltrack ihres 18. Studioalbums mit dem gleichen Namen, das für den 30. August angekündigt ist.

Wir begegnen dem wilden Gott in einem alten Kurhotel, gebaut zu einer Zeit, als Punkmusik noch die Welt retten konnte. Die gedrechselten Holzsäulen sind wurmstichig, es riecht nach Schimmel hinter den weinroten Samttapeten und der wilde Gott zündet sich eine Zigarette an. Er hat das Aussehen eines weißen alten Mannes, der sich immer noch die Haare schwarz färbt.

Er bestellt einen Kaffee für sich und uns – schwarz, ohne Zucker, ohne Milch – und beichtet uns, dass er als Junge ein kleiner, braver Anglikaner war. Ein Brocken vom Stuck löst sich von der Decke und zerbröselt neben dem Aschenbecher. „Es war einmal ein wilder Gott, der durch die Erinnerung raste, in der er begraben war“.

Ein Sohn ist gestorben, als er LSD versuchte und von einer Klippe stürzte, ein anderer vor zwei Jahren. 33 wäre er in diesem Jahr. Der wilde Gott angelt noch eine Zigarette aus der Packung. „Also flog er mit seinen langen Haaren aus dem Fenster, der Rauch der Leichen stieg in die Luft …“

Ja, stimmt, ich habe ein Drehbuch für Gladiator II geschrieben, lacht er. Russell Crowe ist ein unsterblicher Halbgott, und die Götter haben ihn auf die Erde geschickt, um Jesus Christus zu töten. „Er war ein wilder Gott, der nach dem suchte, wonach alle alten wilden Götter suchten, und er flog wie ein prähistorischer Vogel durch die sterbende Stadt.“ Hat aber niemandem gefallen, hustet er. Nicht einmal mir.

Wie es war, Gast der australischen Delegation bei der Krönung von Charles III. gewesen zu sein, fällt mir als einzige Frage ein, doch die Kurkapelle hat sich vor dem Hotel aufgebaut und sie stimmen ihre Instrumente. Der Dirigent ist mit seinem Rollstuhl in der Drehtür steckengeblieben. „Denn ich bin ein wilder Gott, der fliegt, und ein wilder Gott, der schwimmt und ein alter kranker Gott, der stirbt und weint und singt.“

Eine Ballade wird angestimmt. Die schmutzigen Fester des Hotels klirren in ihren Rahmen. Der wilde Gott drückt seine Zigarette aus, geht zur Kapelle und er ergreift das Mikrofon und er wartet. Die Leute vor Ort weinen: „Wann fängt es an? Und der wilde Gott sagt, es beginnt im Herzen, im Herzen, im Herzen.“

Und er singt doch und Harfen erklingen und aus der Ballade wird eine Hymne und die Himmel öffnen sich und Engel stimmen in den Choral ein: „Bring Your Spirit Down!“ Und er singt davon, wie er zum Ende des vermodernden Stegs schwimmt und zum Ende seiner vermodernden Ideen und die Leute vor Ort haben Angst und weinen: „Wann ist Schluss? Der wilde Gott sagt, es kommt darauf an, aber meistens endet es nie.“

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