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Cosmo Sheldrake – Eye To The Ear

Cosmo Sheldrake, ein britischer Multiinstrumentalist, Komponist und Produzent – mit dem Hang zur Übertreibung. Das ‚Multi‘ in Multiinstrumentalist steht für nicht weniger als 30 Instrumente.

Man könnte meinen, „Eye To The Ear“ wäre darum ein überschäumendes Ein-Man-Orchester. Doch die Übertreibung ist subtiler. Sie steckt im Kompositorischen, im Vogelgezwitscher, Tiergeräuschen und einem bodenlosen Koffer mit Percussion-Instrumenten. In Looping-Stations und Frauenchören, mongolischem Kehlkopfgesang und manchmal gar in der Reduktion.

Sheldrake will nicht zwangsläufig gefallen, sehr wohl aber auffallen, bisweilen wie ein trauriger Clown in einer zu großen Manege. Denn ein A-Capella-Stück wie „The Feet Are The Link“ würde auch in einer vielfach besseren Welt nicht zum Hit.

Für den Massenkonsum bleibt „Eye To The Ear“ jederzeit zu schrullig. So schrullig wie der Titel und das damit einhergehende Cover, das irgendwo zwischen René Magritte und Salvador Dali Blicke fängt. Eines, das womöglich auch nahezu so intelligent ausfällt, nur nicht so exquisit aufgeladen wird.

Und als wollte Sheldrake mit seiner Kunst alle an der Nase herumführen, die versuchen ihn zu durchdringen, gießt ein Stück wie „But Once A Child“, Spot über sie. Es gleicht der Laudatio einer Spotdrossel, die sich Sheldrake als Brosche verdient hat, so ulkig wie clever. Nie lag beides näher beieinander.

Die explorativen Musikhörer*innen erwartet – unter anderem wegen solcher Wagnisse – fabelhafte Hörerlebnisse zwischen allerhand Unerhörtem. Man sollte nur nie glauben, die Richtung verstanden zu haben, sonst dreht der Protagonist im Kreis: „I run away, I run away, and then I come back home again”.

Das Zirkuszelt, in das Cosmo Sheldrake hier einlädt, wird auch an andere Stelle geöffnet. So steht „Old Ocean“, wie viele andere Tracks, für die Verbindung unterschiedlicher Stile, nicht über Jahrzehnte, sondern Jahrhunderte.

Eine originell sonore Gesangmelodie am Puls der Zeit, ein simpler Beat aus Schlaginstrumenten, als das Schlagzeug noch nicht ausdefiniert zu sein schien, gespickt mit Chören im Stile der 20er aus dem letzten Jahrhundert.

Für die insgesamt 21 Tracks werden viele in der aufgespannten Manege nach weniger als einer Handvoll bereits Abstand suchen. Dann ist Platz genug, damit der begeisterte Rest immer wieder kommen kann.

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