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Montreal – Am Achteck Nichts Neues

“Katarina, Katarina” diesen NDW-Klassiker von Steinwolke hört man des öfteren auf Konzerten des Punktrios Montreal. Der Song passt auch perfekt ins Portfolio der Band: Schmissig, kurz und knackig im Refrain – das ist das Grundrezept, nach welchem die Hamburger bereits seit zwei Jahrzehnten Bandgeschichte schreiben.

Mit ihrem neuem Album “Am Achteck Nichts Neues” liegt nun das neunte Studioalbum vor. Im Opener sinniert man über die “Zukunft”, die im rasanten Taktlauf der Drums und den knackigen zwei Minuten Spielzeit doch viel zu schnell wieder vorbei ist.

Überzeugender der Titeltrack, der instrumental mit Gitarrenriffs und Max Seibts unermüdlichem Einsatz am Schlagzeug für Bewegung in den Extremitäten sorgt, die sich im Konzertoktagon austoben können.

Das Fernweh packt Montreal bei “Eine Andere Stadt”. Der “Hirsch” am Mikrofon, Sebastian Sievers, zeigt mit Dynamik, wie man auch einen Punksong souverän leiten kann und die Vergangenheit mit gestrecktem Mittelfinger und wenig Wehmut hinter sich lassen kann.

Sympathisch offenherzig ironisch zeigt sich “Was Ich Bin”. Ein poppig getimter Track, der das eigene Durchschnittsdasein zelebriert und gerade dadurch so menschlich ist.

“Fomo Sapiens” zeigt das Menschsein von der anderen Seite. Das “Fear-of-Missing-Out”-Syndrom ereilt Montreal und lässt ratlos, rastlos durch die Nacht ziehen. Angefeuert von einem unwiderstehlich kickenden Refrain, steigt der Puls und der Drang aufzubleiben.

“Mein Korn”. Wer hier an Hochprozentiges denkt, liegt falsch, wird das Korn doch hier zum Hoffnungsschimmer der Liebe und der Sänger zum blinden Huhn, welcher eben jenes Korn sucht.

Im Akustikballadenschaum schunkeln sich Montreal gemächlich ein, bevor “Ganz Allein” den Stromgitarren den Vortritt lässt und sich in bester Die-Ärzte-Manier über die Sturköpfigkeit der Mitmenschen wundert.

Auf diesem Niveau geht’s weiter, wenn “Primadonna Und Primat” mit mehrstimmigem WahWah-Refrain die Unterschiede der sozialen Schichten erklärt, die Eingängigkeit nach dem Punkregelwerk feiert.

“Bis in den Morgen” ist ein Lobgesang an das Fehlinterpretieren von Songtexten und vor allem der beste Chorus auf dem Album. Dazu heben sich gefüllte Plastikbecher richtig gut.

Die eigene Produktivität lässt der “Club 100” auf zwei Minuten Spielfreude hochleben.

Dann versteckt sich da noch “Lass Mir Den Hund Da”, einer der heimlichen Albumhöhepunkte. So schön mehrstimmig wurde die Liebe zu des Menschen besten Freundes selten zelebriert – ein Freund, der sich im Laufe des Songs als beziehungsgeeigneter erweist, als es ein Mensch je sein könnte.

Da kann man sich schon mal fragen, “War Es Das Wert” ? Kopf hoch und durch, knappe drei Minuten lässt uns das Punktrio dafür Zeit, bevor Montreal mit den “Straßen von Oberhausen” das Ende des Albums einläuten. Marschierend weist der Drumtakt den Weg zur finalen, nächtlichen Eskalation.

Montreal sind souverän geworden, nach über 20 Jahren Punkmusik sei ihnen die Routine zugestanden. Solange die Routine noch hinterfragt “Was Ich Bin” und sich auf “Lass Mir Den Hund Da” besinnt, bleibt alles beim Alten.

Ja, “Am Achteck Nichts Neues”. Das Bewährte macht Spaß genug.

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