Eine vierköpfige Rockband aus dem Land der Kängurus und Koalas, gegründet an der Goldküste, hat sich aufgemacht, die globale Musikszene mit einer wichtigen Botschaft zu erobern: “Ruft euch einen Arzt!” 

Für Australier mag diese Aussage nicht ungewöhnlich klingen, aber Girl And Girl, eine Band, die – trotz ihres Namens – aus drei Männern und einer Frau besteht, hat mit ihrem Debütalbum “Call A Doctor” nicht vor, Ratschläge zur Vermeidung von Tierbissen oder -stichen zu geben. Wer sich über die Gefahren durch Trichternetz-Spinnen oder Bulldoggen-Ameisen informieren will, muss woanders nachsehen.

Kai James, Jayden Williams, Fraser Bell und Tante Liss (Melissa James) befassen sich auf ihrem Album mit Themen wie psychischer Gesundheit, der geplanten Obsoleszenz der Menschheit und allgemeinen Alltagsängsten. Es gibt also durchaus Gründe für die Rocker*innen, einen Arzt aufzusuchen.

Trotz der düsteren Themen präsentiert das Quartett einen stimmungsvollen und fröhlich klingenden Indie-Rock. Mitreißende Gitarrenriffs treffen auf Punk-Einflüsse und vermitteln nicht den Eindruck einer übermäßig einstudierten Performance. Stattdessen strahlt ihre Musik das lockere Feeling junger Musiker*innen aus, die scheinbar spontan beschlossen haben, nerdige Rockmusik zu machen.

Die 11 Songs auf “Call A Doctor” sind buchstäblich aus James‘ persönlicher Geschichte entnommen. Er überarbeitete ältere Aufnahmen mit neuen Texten, die sowohl seine vergangenen Kämpfe als auch neue Ängste widerspiegeln, die vor der Entstehung des Albums aufkamen.

Mit einem provokanten Sinn für Humor setzt sich das Debütalbum mit Identitätskrisen, Antidepressiva und Krankenhausaufenthalten auseinander. Es bietet eingängige, teils tanzbare Punk-Rhythmen und eine ansteckend dynamische Produktion.

Wie auf dem kitschigen Albumcover zu sehen, öffnet sich der Vorhang und präsentiert eine Sammlung von Songs, die vor jugendlicher Unbekümmertheit, Groove und Charme strotzen.

“God I hope this motherfucking record sells”, hofft Kai James mit ironischer Ehrlichkeit im Titeltrack. Und das beruht auf Gegenseitigkeit – irgendwie müssen die anstehenden Arztrechnungen von Girl And Girl ja bezahlt werden.

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