Fünf Silben auf einem Blatt Papier, niedergeschrieben von Caleb Followill: „Can We Please Have Fun“ – eine Frage, die zum Leitsatz wird und zum Titel des neunten Studioalbums der Kings Of Leon. Und alle fragen sich: Ist das der ersehnte Befreiungsschlag?

Folgt man den Betrachtungen vieler Fans, lässt sich das Werk der vier Followills in zwei Phasen unterteilen: in eine Phase vor und eine Phase nach „Only By The Night“, dem Erfolgsalbum von 2008. In dieser Lesart stehen die Hits „Sex On Fire“ und „Use Somebody“ als Initiale eines Aufgehens im Mainstream.

Seither wird verblüffend einhellig jedes neue Album der Kings Of Leon von Kritik und Hörerschaft als weiteres Abgleiten ins Allzu-Populäre gewertet – und angesichts dessen fragt man sich, wie schlimm es sein kann, etwas gut gefunden zu haben, das über Nacht auf einmal alle gut finden?

Der fortwährende Mainstream-Vorwurf hat das Schaffen der 2000 in Nashville gegründeten Rock-Band zweifellos gehemmt, wie Bassist Jared Followill vor drei Jahren in einem Interview erklärte. Pop ist eben immer mehr als Musik. Produktion und Rezeption bedingen einander.

Mit der Prämisse, sich vom Erwartungsdruck zu befreien und zu alter Unbeschwertheit zurückzukehren, haben sich die vier Musiker für „Can We Please Have Fun“ zusammen mit dem Produzenten Kid Harpoon (Harry Styles, Florence + The Machine) ins Studio begeben.

Symptomatisch für den neuen Ansatz steht die Single „Mustang“, die uns mit unwiderstehlicher Dynamik durch Nashville treibt. Vorbeiflirrende Bilder, urbane Halbidylle – und im Zentrum steht die neue Freiheit der Band, sich wilden Pferden gleich der Domestizierung ihrer Kritiker zu entziehen.

Das hin und wieder an die Frühphase der Band erinnernde „Can We Please Have Fun“ sollte aber keinesfalls als simpler Schritt zurück missverstanden werden – vielmehr erleben wir auf den 12 unheimlich vielseitigen Songs eine Band auf dem Weg ins Freie.

Dafür steht der aus einem Windspiel sich allmählich zu einem Sturm aufbauende Opener „Ballerina Radio“ wie auch das funkige „Nowhere To Run“, welches das mit neuer Energie geladene Spiel der Kings Of Leon auch textlich unterstreicht.

Nach einem meditativen, an „When You See Yourself“ (2021) anknüpfenden Mittelteil (inklusive des sehr stimmigen „Split Screen“), geben zum Albumende hin – Balsam für enttäuschte Seelen? – verzerrte Gitarren den Ton an, die sich im Finale von „Seen“ schließlich schwirrend ins Nichts verabschieden.

Insgesamt zeigen sich die Kings Of Leon auf „Can We Please Have Fun” verspielter und frischer denn je. Sie sprühen vor Freude und dokumentieren musikalisch, wie wohltuend es ist, den Erwartungsballast abzuwerfen und sich endlich wieder frei zu spielen.

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