Mit „where is your pride?“ hat Moby heute das Video zur Single zum Album veröffentlicht. Sein 22. Studioalbum wird „always centered at night“ heißen und am 14. Juni erscheinen. Eine Tour ist auch angesagt.
Was verwunderlich ist, denn wie sagte er noch im MusikBlog-Interview: „Ich hasse es, live zu spielen. Ernsthaft. Wenn es nach mir ginge, würde ich nie mehr auf Tour gehen, sondern zuhause bleiben, ab und zu durch die Berge wandern, mit Freunden essen gehen, Musik machen.“
Wenn man diesen berühmten Yankee mit der dicken Brille auf seinen Instagram-Selfies so ankuckt, dann fragt man sich: Warum hassen so viele Menschen Moby? Denn obwohl ihn alle nicht leiden können, wie er in Interviews gerne selber betont, kommt es vor, dass Millionen Menschen seine Alben kaufen.
Denn Moby ist nicht nur berühmt, sondern macht seinen eigentlichen Job gut. Wenn er nicht gerade für die fleischlose Ernährung von Hunden und Katzen kämpft oder über andere Künstler*innen urteilt oder sieben Mal am Tag meditiert oder sich noch ein pro-veganes Tattoo stechen lässt, macht er nämlich Musik.
Nun hat er in seinem neuesten Video zu „where is your pride?“ Benjamin Zephaniah als Texter und als Stimme eingesetzt. Der britische Schriftsteller und Dub-Poet ist im Dezember an einem Hirntumor gestorben, sechs Wochen nach der Diagnose. Seine Familie hat das Video autorisiert.
Zephaniah hat fünf Romane, drei Kinderbücher, 17 Gedichtbände und sieben Theaterstücke verfasst sowie sechs Musikalben veröffentlicht. Als er den OBE verliehen bekommen sollte, eine Art Bronzemedaille für britische Ritter*innen, lehnte er ab. Die Auszeichnung sei ein Erbstück des Kolonialismus, schrieb er, und, ach: Woran ist mein Cousin in der Untersuchungshaft überraschend gestorben?
Wo ist deine Liebe, wo ist dein Glauben, wo ist deine Hoffnung, wo ist dein Platz, wo ist dein Stolz, fragt der Song und zumindest einmal im Leben sollte man eine ungefähre Ahnung davon entwickeln, wie man diese Fragen beantworten könnte.
Moby und die Videoregie haben sich dafür entschieden, uns glauben zu lassen, dass Benjamin Zephaniah seinen Platz, Glauben, Stolz im Veganismus gefunden hat. Das ist eine Verknappung, die dem Gedenken nicht gerecht wird.
Sicher, er war Mitglied in der Vegan Society, aber auch der British Academy oder bei Amnesty International. Von allen Beiträgen, die er im Guardian veröffentlicht hat, beschäftigt sich ein einziger damit, dass er keine Tiere isst.
Zephaniahs Werk war oft tagesaktuell politisch und seine Themen reichten von Rassismus, Kolonialismus, Imperialismus, Kapitalismus, Homophobie, sozialer Ungerechtigkeit bis hin zu seinem Glauben. In seinem letzten Guardian-Beitrag bezeichnete er sich als Beinahe-Anarchist.
Wie war noch einmal die Eingangsfrage?