Tal Arditi hat heute seine neue EP „Open Heart“ veröffentlicht, aus der schon drei Auskopplungen erschienen sind. Die nächste EP ist auf dem Weg und soll im März nächsten Jahres erscheinen.

Ist die Popmusik, die wir heute hören, hauptsächlich von den Baumwollplantagen Virginias beeinflusst oder den Pubs Irlands oder den Kirchen Europas? Viele Theorien, aber eines bleibt wahr: Manchmal muss nur eine Person eine Gitarre spielen, singen und etwas in uns vibriert mit.

Die Person, die die Gitarre spielt, muss nicht virtuos sein. Der Gesang muss nicht professionell sein. Die Melodie muss nicht clever, der Rhythmus nicht überraschend und der Text nicht poetisch sein – es muss nur passen.

Doch das ist nur der technische Aspekt. Das Geheimnis scheint, dass die Person und die Technik und die Gitarre ein Gefühl ausdrücken können, das wir fühlen. Weil wir es kennen.

Tal Arditi ist ein hochbegabter Musiker, keine Frage. Mit seiner neuen EP und seiner Gitarre ist er angetreten, um etwas in uns zum Vibrieren zu bringen. Die Tracks im Einzelnen:

„I Wanna Cry“. Ein verzweifelter Text. „Ich will weinen, um den Druck loszuwerden, ich will die Tränen meine Wangen herunterlaufen fühlen“, sagt der Text, aber die Melodie sagt: You wanna cry, but I don’t buy it.

„Lucy“. Der Text der Strophen klingt, als wäre er für ein anderes Lied geschrieben, manchmal zu viele, manchmal zu wenige Silben. Ach so, sagt er ja selber: „I keep forgetting all my lines“. Das erklärt einiges. Der Refrain ist stimmig und eingehend, hören wir zwei verschiedene Songs?

In „Open Heart“ passt plötzlich alles, als wären die ersten zwei Tracks nur Aufwärmübungen gewesen. Man ahnt, was die beiden ersten Songs erreichen hätten können. Schön. Wohltuend.

„You And I“ ist up-beat und soft-jazzig, die Stimme kann mehr, als sie bisher gezeigt hat. Es passiert hier etwas sehr Cleveres – ist das ein Calypso? Oder ein Flamenco? Die Lust an der Spielerei ist spürbar. Zehn Sympathiepunkte, aber so richtig vibrieren will es noch nicht.

„Mother“, das issja so’n Thema. Hach. Der Song klingt, als hätte er um Aufmerksamkeit ringen müssen, der Tal. Waren da viele Geschwister oder war die Mutter mit anderen Problemen beschäftigt? Immer muss Tal auf ihre Stimmung achten, aber niemals ist er wirklich mit ihr zusammen. Kannst du bitte mal zuhören? Mutter?

Da ist viel in den Texten, da ist viel in der Musik. Da ist viel zu erwarten, aber noch ist da kein Ganzes. Trotzdem sollte man diesem Musiker folgen, den Namen nicht vergessen, gespannt darauf warten, wenn er wieder Gitarre spielt.

Virtuos, professionell, clever, überraschend, poetisch. Aber das ist ja nicht alles.

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