Bei dem 15. Studioalbum darf man ohne schlechtes Gewissen oder falschen Größenwahn auch mal auf einen selbstreferenziellen Albumtitel zurückgreifen: „Eels Time!“ heißt der neueste Streich der Band Eels um Waldschrat Mark Oliver „E“ Everett, die nächstes Jahr ihr 30. Jubiläum feiern dürfen.

Statt nach Midlife-Crisis klingt „Eels Time!“ aber eher nach Altersmilde. Es erinnert mit seinem starkem Singer/Songwriter-Einschlag mehr an das vorletzte Album „The Deconstruction“, als an das letzte „Extreme Witchcraft“, bei dem die Eels teils mit euphorischen Uptempo-Nummern nach vorne preschten oder Ausflüge Richtung Funk wagten.

Der intime Opener „Time“ liefert also bereits einen ganz guten Eindruck, was einen auf „Eels Time!“ so erwartet. Zu akustischem Gitarrenpicking, das stellenweise mit zarten Streicherklängen unterlegt wird, klingt E gar nicht so schrullig und schroff, wie man ihn in Erinnerung hatte.

Mit Zeilen wie „Time, there isn’t much time now / What’s the fear? Well, I like it here / With the ones I love so near / Maybe there’s just some way / Dear God I can stay” macht E keinen Hehl aus Ängsten, die einen mit fortschreitendem Alter heimsuchen.

„Goldy“ ist einer der wenigen Songs, dessen Arrangement nicht klingt wie aus der Folk-Singer/Songwriter-Kiste. Vielleicht liegt das auch daran, dass hier All-American-Rejects-Frontmann Tyson Ritter seinen Senf dazugegeben hat.

Zwar tempomäßig immer noch im unteren Mittelfeld, entwickeln das verzerrte Bassriff und das marschierende Schlagzeug in Kombination mit Everetts kratziger Stimme einen mystischen Sog, dem eine subtile Düsternis unterliegt. Textlich brilliert E bei diesem Song mit seinem ironischen Schreibstil: Wer schafft es schon sonst, überzeugend ein Liebeslied an einen Goldfisch zu schreiben?

„Sweet Smile“ hingegen ist das absolute Gegenteil und lässt jede Menge Licht herein. Mit flirrenden Gitarren, gepaart mit leichtfüßigem Schlagzeug und langgezogenen Ah-Passagen im Refrain, die von einem Glockenspiel untermalt werden, riecht diese Nummer nach einem Roadtrip, bei dem durch das offene Fenster der Geruch der vorbeifliegenden Kornfelder hereinflattert.

Mit „Let’s Be Lucky“ schließt sich der Kreis auf „Eels Time!“, denn auch die letzte Nummer des Albums beginnt mit Akustik-Gitarre, allerdings dieses Mal um hintergründige Bläserklänge verstärkt. Ganz so zurückhaltend wie beim Opener geht es allerdings nicht zu und so nutzen die Eels die letzten Minuten des Albums, um mit opulenterer Instrumentation nochmal ein Ausrufezeichen zu setzen.

Und, wenn E gegen Ende zu einem Trompetensolo aufruft: „Let’s be lucky“, dann nimmt man sich diesen Vorsatz gerne zu Herzen.

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