John Cale bleibt mit seinem zweiten Album binnen siebzehn Monaten ein Special Interest Topic. Über die volle Distanz verzettelt sich der Mitbegründer von The Velvet Underground gar in lethargischer Dystopie.

Ein Freund von Stagnation war Cale noch nie. Ob in seinen Anfangstagen an der Seite von Lou Reed, als er mal eben den alternativen, experimentellen Rock erfand, über extravagante Klassikkompositionen, bis hin zur Elektronik war der klassisch ausgebildete Bratschist und Pianist stets bemüht, sich nicht zu wiederholen.

Da scheint es logisch, dass er irgendwann auch bei verbeultem Synthpop verbeikommen würde. Gleichzeitig wirkt „POPtical Illusion“ wie eine Endstation, der Sackgassenbahnhof einer großen avantgardistischen Karriere.

Das Gros dieser Platte entwickelte John Cale alleine und lies sich lediglich von seiner langjährigen künstlerischen Partnerin Nita Scott unterstützen. Mit Synthesizern und Samples, Orgeln und Klavieren und mehr oder minder kryptischen Worten schiebt er sich leicht träge durch ein Labyrinth an Songs, die sich in ihrem Habitus alle gleichen.

Dabei geht es eigentlich um die Zukunft, die Hoffnung, dass Veränderung noch möglich ist und die „Wut über die mutwillige Zerstörung, die unkontrollierte Kapitalisten und reuelose Betrüger über die Wunder dieser Welt und die Güte der Menschen gebracht haben“, wie Cale es beschreibt.

Zeitlich und inhaltlich passt das leider nur zu gut. Schließlich steht Europa seit Sonntag einen großen Schritt näher am Abgrund. Nur die Töne kommen nicht hinterher, und Cales inzwischen vom Alter gezeichnete Stimme noch weniger.

Am ehesten lässt sich ein Gegensteuern noch im recht zuträglichen „How We See The Light“ oder dem Industrial-Pop von „Company Commander“ ausmachen. Vieles folgt jedoch der Atmosphäre des Openers:

„God Made Me Do It (don’t ask me again)“ zum Beispiel klingt wie eine 45-rmp-Single, die fälschlicherweise mit 33 Umdrehung läuft. Alles säuft in einer Behäbigkeit ab.

In dieser Geschwindigkeit bleibt die Hoffnung auf Veränderung reines Wunschdenken und der Antrieb im Sackgassenbahnhof gefangen.

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