Man muss zweimal hinschauen, um zu erkennen, wer sich hinter dem Art-Pop-Duo Sam Morton verbirgt: Der englische Produzent Richard Russell, besser bekannt als Everything Is Recorded und Chef des britischen Labels XL Recordings, hat sich mit der preisgekrönten Schauspielerin und Regisseurin Samantha Morton zusammengetan.

Gemeinsam haben sie das transzendente Debütalbum „Daffodils & Dirt“ erschaffen und erzählen damit die Geschichte von Samantha Morton, die für ihre jüngsten Rollen in „Phantastische Tierwesen Und Wo Sie Zu Finden Sind“, „The Whale“ oder als Bösewicht in „The Walking Dead“ bekannt ist.

Dabei wird ihr Werdegang im wahrsten Sinne des Wortes erzählt. Schon im geisterhaften Intro „Highwood House“ spricht die Britin vorsichtig und fast geheimnisvoll, während düstere Klavierklänge und sonderbares Rufen im Hintergrund eine beklemmende Atmosphäre schaffen.

Diese bleibt auch in den folgenden Tracks bestehen. „Daffodils & Dirt“ ist eine cineastische Reise voller bildlicher Metaphern, brutalen Auszügen ihres Lebens und bitterer Ernsthaftigkeit. Mortons engelsgleiche, fast gehauchte Stimme steht im krassen Kontrast zu den intensiven Texten.

Die Golden-Globe-Preisträgerin hat ein wirklich hartes Leben hinter sich: Ihre Kindheit in Nottingham war geprägt von Kinderheimen, Pflegeeltern und Nächten im Freien mit all ihren Habseligkeiten in einer kleinen Plastiktüte.

Zusammen mit dem experimentellen Einfluss von Richard Russell entstand ein Sound, der an Dream-Pop-Perlen wie Broadcast oder Melody’s Echo Chamber erinnert. Morton singt sich die Seele aus dem Leib und scheint mit ihrer neuen Karriere so selbstsicher und angekommen wie nie zuvor.

Abgehackte Melodien, Drum Machines und Gastauftritte von UB40-Mitglied Ali Campbell, Jazz-Musiker Alabaster dePlume und Sängerin Laura Groves vereinen sich zu einem authentischen und ungefilterten musikalischen Ritual.

Auf den 12 elektronischen Art-Pop-Tracks findet man auch tanzbare Songs wie „Double Dip Neon“ und „Greenstone“, die fast trip-hop-ähnliche Rhythmen aufweisen und den Einfluss von Richard Russell deutlich zeigen. Aber Mortons Geschichte und ihre elfengleiche Präsenz stehen dabei immer im Vordergrund.

Das ungleiche, aber überraschend harmonische Duo überzeugt mit einem herzzerreißenden und beängstigenden Album, das trotz des verzerrten Sounds so gradlinig und ehrlich ist, dass man ein flaues Gefühl im Magen bekommt.

Steht Samantha Morton, die schon mit 13 Jahren zu schauspielern begann, jetzt auf der Bühne, die immer für sie bestimmt war? Die Antwort ist ein klares „Ja“.

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