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The Folk Implosion – Walk Thru Me

Manche Bands hauen in einer Dekade eine ganze Handvoll Alben raus. Aber dann gibt es eben auch Formationen, die sich gerne Zeit lassen. The Folk Implosion sind definitiv irgendwo am Ende dieser Extremitäten-Skala angesiedelt. Denn „Walk Thru Me“ ist das erste Studioalbum in 21 Jahren.

Man hätte das Duo fast vergessen können. Doch bereits im vergangenen Jahr gab es mit der Reissue des Soundtracks des Coming-of-Age-Klassikers „Kids“ ein Lebenszeichen von John Davis und Lou Barlow. Letzteren kennt man vor allem als Gründer und Bassist von Dinosaur Jr., bei dessen Konzerten er mit den lockersten Nackenmuskeln der Rockgeschichte stets als absoluter Kontrast zu seinem stoischen Kollegen J Mascis auffällt.

Ob er seine Locken zu den im Vergleich deutlich ruhigeren Klängen von The Folk Implosion genauso beherzt fliegen lässt? Hergeben würde es „Walk Thru Me“ zumindest zu großen Teilen.

„My Little Lamb“ beispielsweise ist so ein gut gelaunter Song, zu dem es sich wunderbar im Takt mitwippen lässt. Dass Lou Barlow hier seine Tochter besingt, hört man auch der Musik an. „She don’t want saving that’s their right / If they believe that’s not up to me / They’ve gotta wonder on their own”.

Genau diese Verspieltheit und Experimentierfreude klingt auch in der Musik an, die sich zwischendurch kleine Elektrospielereien leistet, in ihrem Herzen aber eine Wohlfühl-Indie-Pop-Nummer ist.

Wenn Kollege John Davis das Zepter übernimmt, geht es hingegen eine ganze Spur düsterer zu und das liegt nicht nur an dessen dunklerer Stimme, sondern auch den Inhalten und der Instrumentation.

Bestes Beispiel hierfür ist „Water Torture“, das genauso angsteinflößend klingt, wie sein Name vermuten lässt. Ob es Zufall ist, dass sich Davis ausgerechnet bei diesem Song für den Einsatz von Streichinstrumenten des Orients entschieden hat?

Über dieser musikalisch experimentellen Soundkollage serviert er mit monotonen Vocals, die teilweise an Sprechgesang anmuten, die weniger schönen Kapitel der amerikanischen Geschichte auf dem Silbertablett.

Dass der nächste Titel „O.K. To Disconnect” heißt, klingt aber wie eine versöhnliche Erlaubnis, die ganzen Schieflagen der Welt auch mal ausblenden zu dürfen. „Walk Thru Me“ lebt von genau diesem starken Kontrast.

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