Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Mit ihrer vierten Platte „Marks To Prove It“ schafften es The Maccabees bis auf Platz 1 der britischen Albumcharts und waren so zumindest in Sachen Verkaufszahlen am Zenit ihrer Karriere angekommen. Ein Jahr später verkündete das Quintett seine Trennung nach 14 Jahren Bandgeschichte.
Aber wo sich die eine Tür verschließt, öffnet sich die nächste. Und bei der steht für die Brüder Hugo und Felix White der Familienname 86TVs auf dem Klingelschild. Für ihr neues Projekt rekrutierten sie auch noch den dritten im Bunde: ihren Bruder Will. Man kann fast ein bisschen Mitleid mit dem vierten Mitglied Jamie Morrison haben, der bereits für die Stereophonics trommelte, und als einziger nicht zur White-Familie gehört.
Ganze 15 Songs umfasst das selbstbetitelte Debütalbum des Quartetts und liefert genau das, was man mit The Maccabees in den Wurzeln erwartet: Meist gut gelaunten Indie-Pop, bei dem es auch mal emotional zugehen darf, die meiste Zeit aber geradewegs nach vorne spaziert.
Der Opener „Modern Life“ liefert einen guten Vorgeschmack auf die restliche Platte. Verhalltes Gitarrenstrumming trifft auf echolastige Gesänge und einen poppigen Schlagzeug-Beat, der so auch in keinem Coldplay-Song auffallen würde.
Nach einem kurzen Ausflug Richtung Rock inklusive verzerrtem Gitarren-Solo, wird mit einem Chorus, der die Wolken aufbrechen lässt, und einem äußerst versöhnlichen Outro aber eher wieder Richtung Arena marschiert.
Dahin passen auch Songs wie die Vorab-Single „Higher Love“. Es passt, dass „86TVs“ im Sommer erscheint und das Quintett, passend zur Veröffentlichung, eine kleine Tour durch ihr Heimatland spielt. Die luftige Nummer setzt sich mit dem eingängigen Refrain direkt im Gehörgang fest und passt perfekt zu heißen Augusttagen.
Spannender wird es, wenn 86TVs sich trauen, die ausgetretenen Pfade zumindest ein kleines Stückchen zu verlassen:
„Settled“ schwingt sich schon in den ersten Sekunden zum heimlichen Favoriten des Albums auf. Das hintergründige Synthie-Riff liefert die Basis und die Rhythmussektion ist im Vergleich zu den anderen Songs nicht ganz so vorhersehbar.
Und auch „Someone Else’s Dream“ versprüht mit seiner punkig angehauchten Attitüde einen frischen Wind, von dem man gerne mehr hätte.
„Komorebi“ startet fast balladesk, bäumt sich gegen Ende aber nochmal auf, bevor das Ende doch wieder auf leisen Sohlen daherkommt.
Beim nächsten Album gerne mehr davon!