„Denn im Großen und im Ganzen / Ha’m wir allen Grund zum Tanzen“ sind die letzten beiden Zeilen, die vor der Kulisse des rötlichen Sonnenuntergangs durch den Kölner Tanzbrunnen schallen. Sie fassen den gestrigen Abend mit Jan Delay und seiner Disko No. 1 perfekt zusammen. Aber von vorne.

Dass die Show ausverkauft ist, merkt man spätestens an den unfassbar langen Schlangen vor Getränke- und Essensständen. Wer sich also nicht schon direkt zum Einlass vor der Bühne postiert hat, erlebt Haiyti wahrscheinlich dort anstehend. Mit jeder Menge AutoTune und einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein sorgt sie beim Großteil des Publikums allerdings eher für Stirnrunzeln.

Jan Delay hingegen räumt alle Zweifel direkt aus. Nach „Hallo“ steht als zweiter Song direkt „Klar“ auf der Setlist und sorgt im Publikum für Euphorie. „Seid ihr gut angekommen?“, fragt Jan Delay anschließend und obwohl die lautstarke Antwort des Publikums eigentlich eindeutig ist, legt er nochmal nach: „Gibt es noch eine bessere Art anzukommen? Hier vorne meint jemand ‚Türlich, Türlich‘“ und es ist klar, was dann folgt (die Coverversion “Türlich, türlich (sicher, Dicker)” von Das Bo, Anm. der Red.).

Jan Delay, natürlich stilecht während der gesamten Show mit Sonnenbrille und Hut, ist der geborene Entertainer. Ständig fordert er vom Publikum Tanzeinlagen, Raven, Bouncen, Mitsing-Chöre oder kollektives Ausrasten und die Kölner kommen seinen Wünschen mehr als gerne nach.

Aber der Hamburger ist keinesfalls der alleinige Star des Abends. Denn für einen gehörigen Teil des Zaubers ist die druckvolle Disko No. 1 verantwortlich. Die Backgroundsängerinnen haben nicht nur fantastische Stimmen, sondern überzeugen zwischendurch auch mit der ein oder anderen Tanzeinlage, während das Bläsertrio für musikalische Perfektion sorgt.

Auf der Setlist stehen nicht nur Songs von Jan Delay. „Man kann nicht 25 Jahre Jan Delay feiern, ohne diesen Typen, der von Anfang an mit am Start war“, kündigt er seinen Beginner-Mitstreiter Denyo an, der mit Hornbrille und beigem Sacko die Bühne betritt.

Was nach „Hammerhart“ folgt, ist eine absolute Sternstunde. Ein wildes Mash-Up fusioniert ganz selbstverständlich die deutsche und amerikanische Rap-Geschichte. Dr. Dre trifft auf „Ahnma“ und „California Love“ wird heute Abend, wie könnte es auch anders sein, kurzzeitig in Köllefornia und die „City of Anke Engelke“ umbenannt.

Anschließend gibt es einen kurzen Ausflug Richtung Reggae. Nach dem Nena-Cover „Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann“, das Delay als Geburtsstunde seines Musikprojekts bezeichnet, darf das Publikum zwischen vier zur Wahl stehenden Songs abstimmen und entscheidet sich für „Wassermann“.

Nach einer Runde Stoptanz zu dem legendären Riff von Lenny Kravitz‘ „Are You Gonna Go My Way“ fordert Delay für „Oh Jonny“ alle auf, sich etwas zum Wedeln zu schnappen. Und so wird zum letzten Song des regulären Sets mit allem gewedelt, was sich nicht wehrt: Leere Bierbecher, Pullover, Hüte oder die Handtasche. Verletzt wird trotzdem keiner.

Zu zwei Zugaben lässt Delay sich danach noch hinreißen und die Menge darf sich über ein weiteres Medley freuen. Dieses Mal wird „Pump Up The Jam“ mit „Let Me Think About It“ und Deichkinds „Remmidemmi“ gepaart, das alle textsicher mitsingen. Ein guter Indikator für den Altersschnitt an diesem grandiosen Abend.

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