Beabadoobee spielt auf ihrem dritten Album “This Is How Tomorrow Moves” mit der fragilen Oberflächenspannung zwischen Indie- und Pop-Musik. Bei der für die Brit-Awards nominierten Künstlerin im Grunde nichts Neues, könnte man meinen. Der Balanceakt, den sie mit „This Is How Tomorrow Moves“ eingeht, fühlt sich trotzdem nach dem Momentum an, das darüber entscheidet, für welche Lager sie künftig an- und auftritt.
Schließlich drängt Beatrice Kristi Ilejay Laus aka beabadoobee bei ihrem Erwachsenwerden vom Lo-Fi-Bedroom-Pop ihrer Jugend zum Hochglanz-Panorama, das niemand Geringeres als Produzenten-Ikone Rick Rubin verantwortet. In dessen Shangri-La-Studio in Malibu manifestierte sich, was sich für die 23 Jahre junge Singer/Songwriterin bereits abzeichnete: Die große Nummer.
Entsprechend stecken in manchen der 14 Songs noch ein Zuckerlöffel mehr Gefühl, ein Pfund mehr Sehnsucht drin, man höre nur die Pianoballade „Girl Song“. Popsongs durch und durch, in denen sich Adele genauso spiegelt wie beabadoobees gemeinsame Tour mit Taylor Swift.
Spannender bleibt beabadoobee allerdings, wenn sie auf ihre Indie-Schlagseite zurückgreift. Bei „Coming Home“ dominieren die Gitarren, Bläser leisten partiell erfrischende Gesellschaft. Genau wie im zusätzlich mit Synthesizern durchtriebenen Folgesong „Everseen“, der ursprünglich als reine Countrynummer konzipiert war.
Das ist dann beides zwar noch immer leicht überzuckert, und trotzdem weniger Vollmilchschokolade, mehr Wodka-Brause-Shot, weniger Taylor Swift, mehr Soccer Mommy.
Daran angelehnt erlaubt sich ein Stück wie „Post“ auch glücklicherweise noch immer die Shoegaze-Spurenelemente, die auf ihren Vorgängeralben zerstäubten, wenngleich sie hier deutlich ins Hintertreffen geraten und sich in Rubins Hochglanzproduktion jede Sekunde erkämpfen müssen.
Der Hochsitz zwischen Stühlen könnte von kurzer Dauer sein, denn eigentlich sind fortan nur zwei Optionen vorstellbar.:
Variante 1: beabadoobee avanciert zu einer, wenn nicht gar der größten Indie-Songwriterin Großbritanniens.
Variante 2: Die Indieszene verliert sie vollkommen an den Mainstream. Das Dazwischen reizt dieses Album so sehr aus, das nichts mehr übrig bleibt.