Indie-Jünger*innen des 21. Jahrhunderts versammelt euch, bringt eine Krone mit und setzt sie feierlich Jack Antonoff auf. Denn mit dem selbstbetitelten vierten Album seiner Band Bleachers macht er es offiziell:

Derzeit kann ihm im Universum des nuancierten, clever produzierten Indie-Pops, der mit dem Mainstream flirtet, aber trotzdem dank der vielschichtigen Arrangements diesen Funken Nischen-Charme versprüht, niemand das Wasser reichen.

Taylor Swift, Lana del Rey, The 1975 und viele mehr. Wenn es um Jack Antonoff geht, kann man Namedropping ohne Ende betreiben. Denn für den wohl größten Pop-Ohrwurm der letzten Jahre „Anti-Hero“ ist Antonoff genauso mitverantwortlich, wie für zahlreiche andere Alben, mit denen er sich 2023 völlig verdient den Grammy für „Produzent des Jahres“ einheimste.

Statt sich auszuruhen, haut er aber mit seiner eigenen Band auch noch dieses Kracheralbum raus. Das Einzige, das Songs wie „modern girl“ noch besser machen könnten, wäre, sie in einer Menge tanzend laut mitzusingen und dabei den Saxofonisten anzuschmachten, der das perfekte Intro zu dem dann folgenden Urschrei von Antonoff liefert, der die ganze Euphorie, die einen anschließend überrollt, anteasert.

Dass auf dem gesamten Album Referenzen an Bruce Springsteen zu finden sind, sollte keine Überraschung sein, denn Antonoff, der übrigens selbst auch in New Jersey geboren ist, ist bekennender Boss-Fan. Aber nirgends werden sie so deutlich wie bei der Single „modern girl“.

Aber auch das Outro von „tiny moves“ kann man als kleine Hommage deuten. Wie schön, dass es mal wieder ein Liebeslied gibt, das ganz ohne Kitsch auskommt und nicht nur dank des bezaubernden Videos dafür sorgt, dass die Frühlingsgefühle auch von schlechtem Wetter nicht mehr aufgehalten werden können.

Aber es geht auf „Bleachers“ nicht immer nur im Up-Tempo zu. Das sanfte Intro von „me before you“ hätten wahrscheinlich auch The 1975 mit Kusshand adoptiert, danach ein bisschen Akustik-Gitarre, okay, auch wieder eine Prise Saxophon, allerdings ganz hintergründig und dazu Antonoffs unaufgeregte Stimme.

Und auch „alma mater“ ist so ein Song, der sanft vor sich hinplätschert, aber trotzdem nie im Hintergrund verschwindet.

Bei „we are going to know each other forever“ werden dank Auto-Tune und Instrumentengeschnipsel sogar Bon-Iver-Vibes wach. Man merkt, die Palette ist breit gefächert, aber die Handschrift trotzdem klar erkennbar.

Man erlebt sie nur noch selten: diese Alben, bei denen kein einziger Song dazu veranlasst, den Skip-Button zu betätigen. „Bleachers“ hingegen ist genau ein solcher Glücksgriff.

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