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Melt-Banana – 3+5

Ich kenne Bananen zwar nur gebacken, beim Anhören von Melt-Bananas neuem Album “3+5” würde ich auf die Verkostung eben dieser jedoch sowieso verzichten. Die japanische Noise-Core Truppe lässt bereits seit 1992 die Synapsen knallen und ist damit überaus erfolgreich. So sehr, dass sie den Begriff Japan-Core geprägt haben.

Wer japanische Animes mag, gerne das Wochenende über hyperventiliert und nerven-zehrenden, hochgepitchten Gesang feiert darf “3+5” nicht verpassen.

Zumindest das knarzende Intro des Openers “Code” lässt Experimentierfreude oder abwegige Kunst vermuten, anschließend ballert dann neun Tracks lang der japanische Eilzug Shinkansen durchs Gehör.

Sängern YaKo bleibt ihren geschriebenen Texten treu. Diese sind aber nicht nur aufgrund der japan-englischen Sprachbarriere unverständlich. Mit der Feuerfrequenz einer Gatling Gun ballert sie Stakkatowortfetzen durchs Mikro und klingt dabei wie ein cholerisches Eichhörnchen auf Speed.

Rifflastig startet dann “Puzzle”, lässt elektronische Effekte über YaKos unermüdlichen Einsatz regnen, um sich dem Hauptdarsteller des Ganzen geschlagen zu geben: Hut ab vor den Drums.

Akkordbeats vom Feinsten rattern fusionsstromgeladen unermüdlich in Hyperschallgeschwindigkeit über die Lautsprecher. Dass diese nicht den Dienst quittieren, mag letztendlich nur dem permanenten Stop-And-Go zu verdanken sein, wenn die Saiteninstrumente sämtliche westlichen Akkorde vergessen lassen.

Zur Belastungsprobe wird “Case D”, das zwischenzeitlich wie ein kosmischer Krieg am Arcade-Automaten klingt, um im Kakophonierausch zu enden.

Weiter geht’s im frohen Reigen der bewusstseinserweiternden Klänge mit “StopGap”, dessen Riff sich wie Diamantbohrer einfräst und das gniedelnde Intro von “Scar” zum reinsten Vergnügen macht, bevor man sich respektvoll tief vor Stonerrockrhythmen verbeugt. Anstatt des amerikanischen Muscle Cars sennst aber ein japanischer Turbolader über die Autobahn.

Irgendwann schafft man es, YaKos Gesang auszublenden. Gerade da, wo sie so etwas wie eine Melodie gefunden hat, krallt sie sich dann aber wieder am letzten Funken Aufmerksamkeit fest, bevor “Flipside” mit brachialem Tempo und saitenlastigem Feuerwerk aus allen Rohren Noisecore ballert.

Keine Ahnung, wer das auf Albumlänge auszuhalten vermag, mein westlich geprägtes Gehör kapituliert bei “Hex” endgültig. Hier knallen zumindest die Soundeffekte noch in einer gepitchten Rhythmik, welche die fingerkuppenfressenden Saitenschläge befeuert.

Orgiastisch hyperventilierend schnaubt sich der Titel in kakophonische Raserei, die auch beim folgenden “Whisperer” noch nachwirkt. YaKo klingt wie der letzte Batzen Zahncreme, den man aus der Tube drückt, die Drums schmettern wuchtig fetzend, und plötzlich ereilt uns die Erleuchtung in Form des Keyboards.

Ein paar Samen zur freudigen Vermehrung des Japan-Core streut “Seeds” noch unter das Volk. Ein letztes Mal darf man sich ehrfürchtig vor der Maschine hinter dem Schlagzeug verneigen, die kosmischen Streitkräfte an Keyboard und Gitarren ins nächste Wurmloch verschwinden sehen und YaKos kosmische Botschaften ins Universum plärren hören.

Mein linkes Auge zuckt. Mein Trommelfell wummert und generell scheint mein Puls ungeahnte Höhen erreicht zu haben. Melt-Bananas Sound ist nichts für schwache Gemüter, allgemein wohl nicht für westliche Ohren bestimmt. Vielleicht können auch nur Hörgeschädigte damit wirklich was anfangen, vorausgesetzt, man nutzt die Lautsprecher-Membranen als Massagegerät.

“3+5” = 8. Genug Erkenntnis für heute.

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