Wer nach langen Jahren der Wanderschaft wieder in seine Heimatstadt zurückkehrt, wird feststellen, dass nichts mehr ist wie früher. Die alte Grundschule steht nicht mehr, die alten Freunde sind längst verzogen. Kein Gesicht ist mehr bekannt. „Niemand steigt zweimal in denselben Fluss.“ Kein Mensch macht zweimal dieselbe Erfahrung. Und schon gar nicht feiert er zweimal mit derselben Musik den gleichen Erfolg.

The Smashing Pumpkins sind angetreten, um diese Binsenweisheit zumindest ein wenig zu widerlegen. Das neue Album „Aghori Mhori Mei“ sollte eine „Oldschool Rock’n’Roll-Gitarrenplatte“ werden, so die Band; aber es ist so viel mehr.

Schon früh hat die US-amerikanische Alternative-Rock-Band aus Chigaco um Frontmann Billy Corgan Musikgeschichte geschrieben. Das 1995 erschienene Album „Mellon Collie And The Infinite Sadness“ war 93 Wochen lang an der Spitze der US-Charts. Es erhielt sieben Grammy-Nominierungen und verkaufte sich weltweit 16 Millionen Mal.

Es schien, als wäre die Gruppe auf ewig auf das Rock-Genre festgelegt und würde ein Hit-Album nach dem anderen veröffentlichen. Doch die Musiker hatten andere Ideen. Sie wandten sich immer mehr Electronic-Rock-Einflüssen zu und ließen dabei einen großen Teil ihrer Fangemeinde zurück. 2000 spielte die Band ihr Abschiedskonzert in Chicago und löste sich kurz danach auf.

Doch damit endet die Geschichte noch nicht. Die Trennung war nicht von langer Dauer, und schon 2005 verkündete Frontsänger Billy Corgan, dass er mit Drummer Jimmy Chamberlin ein Revival von The Smashing Pumpkins aus der Taufe gehoben hatte. Ab 2018 stieß auch der ursprüngliche Gitarrist James Iha wieder dazu.

Zwischen 2007 und 2023 erschienen sechs Alben, auf denen die Gruppe aus Chicago immer wieder mit Elementen des Synth-Rock und Synth-Pop experimentierte. Besonders die letzten beiden Platten „CYR“ und „ATUM“ zeichneten sich durch elektronische Einflüsse aus. Es schien, als ob die Pumkpkins sich auf absehbare Zeiten vom klassischen Rock-Sound ihrer Anfangsjahre verabschiedet hätten.

Und dann kam der Juni 2024. In einem Interview verkündete Billy Corgan, dass die Band an einem neuen Album arbeitete. „Es ist eine sehr rockige, gitarrenlastige Platte,“ sagte er und fügte augenzwinkernd hinzu: „Ich denke, die Fans der alten Schule werden ausnahmsweise einmal zufrieden sein.“

Nun also „Aghori Mhori Mei“ und man kann sagen: Corgan hat nicht zu viel versprochen. Man merkt gleich die Anklänge an frühere Erfolgsalben wie „Siamese Dream“ und „Mellon Collie“.

Die Songs kommen gewohnt bombastisch daher und haben einen ähnlich sinfonischen Charakter wie auf „Mellon Collie And The Infinite Sadness“. Dabei bleibt aber auch Zeit für intime Lieder wie „Goeth The Fall“.

Dass The Smashing Pumpkins ihren Hardcore-Fans trotzdem den einen oder anderen Synthesizer-Part unterjubeln, und dass die Platte eben doch nicht mehr so klingt wie ein Alternative-Rock-Album der 90er Jahre: Geschenkt.

The Smashing Pumpkins sind nach Hause zurückgekehrt. Aber es ist nicht mehr dasselbe Zuhause. Die Straßen führen jetzt in die Zukunft, die Musik hat sich unwiderruflich verändert. Am Ende gilt doch: „Niemand steigt zweimal in denselben Fluss.“

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Album

The Smashing Pumpkins – ATUM

Album

The Smashing Pumpkins – Monuments To An Elegy

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke