Ty Segall, der einstige kalifornische Virtuose des fuzzgetränkten Gitarrenriffs, veröffentlicht ein Album ohne einen einzigen Gitarrenton. Er widmet sich auf „Love Rudiments“ gänzlich seiner zweiten großen Liebe, dem Schlagwerk.

Mit insgesamt vier Stücken schmiedet er ein reines Instrumentalalbum aus Drums, Tamburin, Vibrafon, und einer Vielzahl klappernder Percussions, die womöglich erneut die Frage nach dem Warum aufwerfen.

Es ist schließlich das zweite Album binnen acht Monaten, und eines, das im Vergleich zu den vier bereits äußerst ominösen Vorgängern nun noch konsequenter jegliche Kernkompetenzen beiseite wischt.

Für eine Meisterprüfung im Schlagwerk gestaltet sich das Album technisch schlicht zu anspruchslos. Für den Ausdruckstanz, auch und gerade bei verkrümmter Wirbelsäule, lockt es dafür die Ausdauernden.

Im Gegensatz zum missratenen „Three Bells“ zu Beginn des Jahres, bei dem völlig offenblieb, wen das Album adressieren sollte, scheint Segall dieses Mal immerhin sowas wie eine nischige Zielgruppe mitgedacht zu haben.

Auch wenn er sich hier noch tiefer ins Experiment hinein stochert und sich endgültig als verquaster Eigenbrötler outet, so sind die Melodien, die er über Schlaginstrumente einzufangen versucht, doch offenkundig und stellenweise gar beachtlich.

Die beiden Stücke in der Mitte äußern sich als zwei 12-minütige Oden an die Tiefe des Percussionkoffers, an dessen Grund die Avantgarde gefunden werden darf. Es zischt, zirpt, pluckert und übertreibt. Segall zieht den rhythmischen Flickenteppich, der sich aus den Einzelteilen ergibt, knarzend durch den Aktenvernichter. Es jubeln die Klangschalenromantiker und ihre unverhoffte Möglichkeit zum Rave.

Segalls Diskografie, dieses unübersichtliche Labyrinth, das Füllhorn, das sich auf unzählige Veröffentlichungen zwischen Soloalben, Kollaborationen und Bandprojekten ergießt, es ist mit seinem 16. Soloalbum um eine Kuriosität reicher.

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