Beim „8th cumming“ trifft „mental masturbation“ auf „hysteria!“, störrischer Elektro-Punk auf kämpferischen Punk und Huldigung auf Neumachen. cumgirl8 bringen mit ihrem Debütalbum damit den Cyberfeminismus in das Riot Grrrl!-Genre.
Klar, um offensichtliche Anlehnungen an Größen wie Bratmobile oder vor allem die Slits oder Le Tigre kommen cumgirl8 nicht herum. Müssen sie auch gar nicht, wie das kieksende, frische und doch melodische Album „the 8th cumming“ zeigt. Genug Eigenwilligkeit kriegen sie auch so gut hin.
„ahhh!hhh! (i don’t wanna go)“ etwa ist so ein Song, der ganz „Deceptacon“-mäßig (Song von Le Tigre, Anm. d. Red.) auf pulsierende Bässe setzt, aber auch auf einen ausdrucksstarken Gesang, den sich die vier Bandmitglieder auch gerne mal teilen.
cumgirl8 sind Veronika Vilim (Gitarre), Chase Lombardo (Drums), Lida Fox (Bass) und Avishag Rodrigues (Gitarre) – die sich übrigens selbst in einem Sexchat kennengelernt haben. Passend also, dass „mercy“ sich genau diesem Kommunikationstool der heutigen Romantik widmet.
Inhaltlich wie im Sound stößt analoges Leben also auf digitale Tools und auch wenn „the 8th cumming“ sicherlich weit von einer wissenschaftlichen Lehrveranstaltung entfernt ist, zeigt die Platte:
Kann ja doch funktionieren, die Sache mit Sinnlichkeit und Digitalisierung, mit Feminismus und Bites, mit Spaß und Touchscreen. Wenn auch sicherlich nicht immer.
Zwischen Gameboy-Gepiepe („hysteria!“) und kreischenden Noise-Gitarren („uti“) muss sich hier jedenfalls niemand entscheiden.
Inmitten all dem Krach und Getöse dreht sich die Platte um Cyberfeminismus, also genau diese Strömung, die die Beziehung von Mensch und Maschine untersucht. Das ist meist null kompromissbereit, was die sprachlichen und inhaltlichen Richtlinien im US-TV angeht.
Und auch in puncto Songstruktur und Vibes kann das Quartett mit Grenzen wenig anfangen. Dass hier dennoch ein gewisses Pop-Appeal zwischen den immer wieder asymmetrischen Soundwechseln steckt, ist ein kleines Wunder. Eines, das schon eine andere große Generation der Riot Grrrl!-Ära geschafft hat.
Ein wenig bleibt nach diesem starken Debütalbum also die Frage: Könnten cumgirl8 eine große Rolle in der TikTok-Version des Genres spielen? Man kann es nur hoffen.