„Fate & Alcohol“ passt als Titel für das finale Album des kanadischen Duos Japandroids. Wer sich aufs Schicksal nicht verlässt und sich nicht gerne besäuft, kommt als Zielgruppe wohl kaum in Frage. Denn viele der Songs handeln tatsächlich von Situationen des Kontroll-Verlusts in Bars, vier der zehn Lieder explizit vom Trinken.

So steht das Kürzel „D & T“ für „Drinking & Thinking“. Allerdings setzen sich die beiden Japandroids hier wie auch in „Alice“, „Chicago“ und „A Positively 34th Street“ kein bisschen mit der dahinter lauernden Lebenseinstellung auseinander: Dass man offenkundig weder Ziele, Werte noch Interessen hat. Sondern einfach mal irgendwie guckt, was sich von selber ereignen könnte, Zeit totschlägt, Bewusstsein aus dem Weg schlürft.

„A Positively 34th Street“ hat leider keine Gemeinsamkeit mit dem frühen Dylan-Song „Positively 4th Street“, außer dass eine Gitarre vorkommt und ein Mann das Lied singt. Die Aufteilung der Band ist so simpel wie möglich geblieben: David schlägt am Drum-Set den Takt, Brian entlädt seinen Frust an der E-Gitarre.

Dabei stechen keine Soli heraus, es wird wenig mit Verzerrung oder Distortion gearbeitet, und beide Musiker singen im Wechsel. Dass die Zwei einander gefunden haben, stellen sie bis heute als größte Errungenschaft ihres Lebens und Schaffens dar. Sie studierten an derselben Universität in benachbarten Fächern.

Dass sie Gemeinsamkeiten zwischen ihren Musikgeschmäckern fanden, inszenieren Japandroids bis heute als außergewöhnliches und positives Merkmal. Dabei mag man nicht so recht glauben, dass ausgerechnet die Liebe zu den filigranen Wolf Parade das Duo schmiedete, sobald man die platten Klänge vieler neuer Tracks hört.

Die Kanadier drehen sich um sich selbst, es fehlt das Freche, der Widerstand. Zwar war das Vorgehen für „Fate & Alcohol“ ansatzweise rotzig, indem die beiden ihre Ideen beim Jammen spontan entwickelten und die Demo-Versionen auf einem Smartphone aufnahmen. Im Laufe der verfeinernden Arbeit mit Jesse Gander wuschen die Japandroids jedoch manche Riffs so weich, dass man das Vorhandensein der Saiten an der Gitarre gar nicht mehr mitbekommt, wie im Song „Chicago“.

Mit der desillusionierten Grundstimmung des Longplayers mag die kleine Crew zwar einen Nerv treffen. Doch nach einigen Stücken nutzt sich das Muster aus Dauer-Geschrammel mit eruptiven Momenten ab. Bestes Beispiel ist der College-Rock von „Eye Contact High“, der sich mit einem Minimum an Melodie bescheidet.

Da die Band weder durch Energie noch spielerisch oder technisch, weder durch Gesang noch durch echte musikalische Reibung punktet, bleiben am Ende nur die verzweifelten und ratlosen Liedtexte. Jemanden, der regelmäßig mit Leberzirrhotikern arbeitet, fragen die Berufsjugendlichen aus Vancouver dazu besser nicht nach einer ehrlichen Meinung.

Man muss den Japandroids jedoch eines lassen: Anders als auf den letzten Alben, auf denen sie wie hunderte andere Gruppen klangen, wobei hunderte andere gesanglich mehr Ausdruck haben, ist die Rezeptur von „D & T“ oder „Chicago“ jetzt, auf ihrem letzten Album, einzigartiger.

Die beiden Alkohol-Sympathisanten wollten schon vor ihrer Tour 2013 komplett mit der Musik aufhören und waren zwischen ihrem letzten Album „Near To The Wild Heart Of Life“ von vor sieben Jahren und diesem wohl auch kaum noch aktiv. Nun machen die Japandroids also nach 18 Jahren Schluss.

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