Eigentlich amüsant: Weder der Albumtitel noch die Setlist (siehe Titel wie „Yeah Baby“ oder „I Believe In Rock’n’Roll“) würden vermuten lassen, dass hier eine geschmackvolle, zeitgenössische und sorgsam kuratierte Platte vorliegt. Wäre da nicht der Name La Femme, der in den letzten Jahren zu einem Synonym für anspruchsvollen Synth-Pop geworden ist.
„Rock Machine“ knüpft an dieses Muster glücklicherweise an. Warum also dieser Titel? Die französische Band, die mittlerweile um das Gründungsduo aus Sacha Got und Marlon Magnée entstanden ist, möchte mit dieser Platte dem kompromisslosen und direkten Gefühl des Rock-Genres huldigen. Das machen sie auf ihre Weise, indem zum Beispiel im Opener „Clover Paradise“ ein seichtes Riff im Nebel hervorlugt.
Zum größten Pommesgabel-Moment kommt es dann im schicken „I Believe In Rock’n’Roll“, das zwar auch zu 75% ein reiner Synth-Pop-Song ist, im letzten Viertel dann aber Richtung Garage-Rock umkippt. Auch das steht dem Kollektiv bestens – wer hätte etwas anderes erwartet?
Stichwort Erwartungshaltung: Die besteht bei der Band längst daraus, bloß nichts zu erwarten. Im guten Sinne, denn im großen Kaleidoskop, in dem ein Herz aus Synth-Pop schlägt, sind der Ästhetik, dem Vibe und der Songstruktur grundsätzlich wenige Grenzen gesetzt.
„Ciao Paris“ ist in seiner trippigen Romantik nahezu niedlich, bevor es ins große, dramatische Finale driftet, „Love Is Over“ könnte so auch aus den 80ern stammen und erinnert gar an OMD (im Positiven), andere Tracks wie „My Generation“ oder „Sweet Babe“ zeigen, dass die Band auch sehr sehr sehr gerne auf die Tanzfläche ziehen möchte.
Ausflüge wie der trippige Zirkus-Closer „Amazing“, die Tropical-Vibes in „I’m Gonna Make A Hit“ oder auch der über alle Maßen kitschige Pop von „Goodbye Tonight“ runden das Gesamterlebenis da nur stimmungsvoll ab.
Am Puls der Zeit rutscht die Band mit diesem Sound eigentlich um einige Meter vorbei. Und doch: So lässig, vielfältig und intensiv spielt aktuell kaum eine Band dieses Genre. Auch ohne Rockstar-Gesten.
