Es ist die perfekte Sonntagabendshow. Während draußen das Herbstlaub die Bürgersteige befällt, sorgt Old Sea Brigade im Artheater für wohlige Wärme.
Mark Wilkinson fängt pünktlich um 20:00 Uhr schon mal damit an. Der Australier gewinnt das Publikum nicht nur mit seinen melancholischen Akustik-Songs für sich, sondern auch mit seiner sympathischen Art. Und wer dachte, dass das Bruce-Springsteen-Cover „I’m On Fire“ mit dem meisten Applaus belohnt wird, soll eines Besseren belehrt werden.
Mit dem letzten Song „All I Ever Wanted“ setzt Mark Wilkinson statt auf Fingerpicking auf Power-Chords und legt auch in Sachen Tempo eine ordentliche Spur zu. Dass dieser optimistischere Ton Wilkinson ganz schön gut steht, darüber ist sich das Publikum einig.
Dann kommt Benjamin George Cramer, besser bekannt als Old Sea Brigade. Er hat bei dieser Tour Unterstützung von einem Mitmusiker, der ihn das gesamte Set lang wechselnd an Klavier und Gitarre begleitet. „Ich habe ihm gesagt, es gibt nur eine Regel für diese Tour“, sagt Cramer. Erwartungsvolles Schweigen im Publikum. „Wir müssen beiden den gleichen Haarschnitt tragen.“
Old Sea Brigade gibt sein Bestes, um die Umstimm-Pausen mit humorvollen Anekdoten zu überbrücken. „Ich bin super gut darin, vor Publikum zu reden“, nuschelt er da in seinen Bart hinein und auch, wenn es offensichtlich ist, dass er das ironisch meint, macht er genau das mit seiner charmanten Art ganz schön gut.
Old Sea Brigade erzählt von seinen Erfahrungen, vor eineinhalb Jahren das erste Mal Vater geworden zu sein, die er anschließend in dem Song „Stayed Up Late“ thematisiert oder von einer Songwriting-Session in LA. „Wir haben festgestellt, dass man bei einem Lieferdienst Weed-Gummibärchen bestellen konnte. Das haben wir auch gemacht und vielleicht ein bisschen zu tief in die Tüte geguckt.“.
Anschließend versichert er aber, dass „Call Me When You Land“, der Song, der nach dieser Nascherei entstanden ist, sich nicht um Graskonsum dreht.
Musikalisch hält der gestrige Abend, wie zu erwarten, hauptsächlich Momente der absoluten Entspannung bereit. Die Kombination aus Gitarre und Klavier funktioniert erstklassig.
Bei einigen Songs sorgt Old Sea Brigade außerdem, mit Hilfe eines Fußpedals und dem Sound einer simplen Basedrum, für ein rhythmisches Fundament. Viel mehr braucht es auch nicht, denn seine tiefe, körperreiche Stimme ist live noch um einiges einnehmender als auf Platte.
„Day By Day“ sticht gegen Ende des Sets als einzige Uptempo-Nummer hervor. Schon bevor die ersten Akkorde erklingen, fordert Cramer das Publikum zum Mitklatschen auf. Die Einladung wird gerne angenommen.
Ein rundum gelungener Konzertabend, der zwar keine überragenden Überraschungen bereit hält, aber die perfekte musikalische Vorbereitung für den kommenden Herbst ist.