Wenn man einen schlimmen Verlust erlebt, hat das meist zur Folge, dass man sich – zumindest für einen kurzen Zeitraum – gänzlich auf die wesentlichen Dinge des Lebens besinnt. Weil alles andere plötzlich nebensächlich erscheint. So muss es auch Sophie Allison, die man besser unter ihrem Künstlernamen Soccer Mommy kennt, gegangen sein. Seit dem letzten Album „Sometimes, Forever“ musste die Künstlerin einen schweren Verlust verarbeiten und das hört man dem neuen Album „Evergreen“ an.

Auf ihrem vierten Studioalbum findet die 27-Jährige wieder zu ihren musikalischen Wurzeln zurück. Die experimentelleren Elektro-Spielereien sind vergessen, stattdessen gibt es wieder Indie-Pop in Reinstform.

Man solle sich fühlen, als würde man mit geschlossen Augen draußen liegen, während die Sonne auf einen scheint und man die Wärme, die Blumen und die Bäume spüren kann. So beschreibt Soccer Mommy selbst „Evergreen“. Und damit hat sie es ganz gut getroffen.

Allerdings sollte man in Sachen Stimmung hinzufügen, dass die Sonne nicht konstant scheint, sondern auch mal ein paar Schleierwolken für eine kurze Verdunklung am Himmel sorgen, während die Blätter der Bäume nicht mehr in saftigem Grün stehen, sondern als buntes Herbstfeuerwerk langsam ihre Reise nach unten antreten.

„Lost“ liefert als Opener einen guten Eindruck, was einen auf „Evergreen“ erwartet. Hier gelingt Soccer Mommy die Balance aus hoffnungsvoller Schwere in Perfektion. Der Akustik-Gitarre leisten nach und nach immer mehr Streicher Gesellschaft, so dass der Song sich mit fortschreitender Zeit aufbauscht, aber trotzdem nie zu opulent anmutet.

Aber es geht auf „Evergreen“ trotz der thematischen Schwere nicht immer nur melancholisch zu. „Driver“ beispielsweise entführt einen mit rockigem Gitarren-Riff gleich zu Beginn auf einen Roadtrip entlang einer ungeteerten Straße. Man möchte fast „Grunge“ rufen, wären da nicht immer wieder diese verträumten Zwischenparts.

„Abigail“ schlägt in die gleiche Kerbe, wenn auch etwas hoffnungsvoller und mit deutlich mehr Pop-Anleihen, was vielleicht auch dem Thema zu verschulden ist. Der Song ist eine Ode an ihre imaginäre Frau in dem Computerspiel Stardew Valley.

Der Titelsongs ist der perfekte Abschluss des Albums: Verletzlichkeit trifft auf akustische Gitarrenklänge und pointiert eingesetzte Streicher, während Allison singt: „She cannot fade / She is so evergreen“. Was für ein schöner Gedanke.

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