Das Album-Dutzend voll machen White Denim im 12. Monat des Jahres 2024. Simpel betitelt mit „12“, legen die Texaner ihr neuestes Werk vor, auf dem sich auch noch 12 Titel befinden. So ist es auch kein Wunder, dass sich Frontmann James Petralli & Co außerordentlich gut gelaunt präsentieren.

White Denim sind für ihre verschiedenen Genreeinflüsse bekannt, die von Jazz- über Blues- hin zu Punk-Rock so ziemlich alles bietet. Das erinnert ein wenig an die Flaming Lips und auch an Arcade Fire, hat aber seinen ganz eigenen texanischen Drive und beweist, dass Petralli ein Händchen dafür hat, die Band neu auszurichten.

So tüftelt das Intro von „Light On“ so lange frickelnd herum, bis es zu smoothem Barjazz wundersam melodische Refrains entstehen lässt.

Ska-Rhythmen befeuern „Ecolining“ und lassen die Orgelflöten freudig erregt tröten, bevor die Hörer*innen bei „Flash Bare Ass“ zum Erröten neigen. Die launige Nummer lässt Petralli den erhobenen Mittelfinger mäandernd textlich verteilen, bevor die spielfreudigen Instrumente zum Tanz bitten.

Cool und Smooth umgleitet „Look Good“ gekonnt den Yacht-Rock der 80er, fährt aber einen funky Groove auf, der sogar Bootsy Collins die Stiefel ausziehen würde. Die Bläser setzen sich gekonnt in Szene, der Synthesizer flirtet mit dem souligen Gesang, den Tameca Jones und Jessie Payo bereichern und die Sonne scheint „Look Good“ aus dem Arsch.

Es bleibt beim coolen Sound der 70er und 80er, wenn „Second Dimension“ ein wenig an den E.L.O. Synthesizer-Stellschrauben dreht und der Groove den Boden bohnert, auf dem Petralli seinen Schmelzgesang ausbreitet.

Auch „I Still Exist“ macht keinen Hehl aus seiner Vorliebe zum Schlaghosensound der 70er. Ein wenig hippiesk entrückt, schäkert sich Petralli zurück zu seiner Liebsten, unterstützt von der großen Soulkombo.

„Your Future As God“ bewegt sich auf der Zeitlinie nach vorne, bleibt aber auf demselben hohen Niveau. Verspielte instrumentale Vielfalt umgarnt Petrallis Wunderwelt voller ordinärer Freunde, flötender Klänge, rhythmischer Drums und einem gar virtuosen Outro.

Das bleibt derart im Ohr kleben, dass der gemächliche Sound von „Swinging Doors“ zähflüssig wie Honig aus dem Ohr quillt. Die Atmosphäre dicht gepackt, aus effektbehaftetem Gesang und einer Instrumentalkomposition aus souligen Melodien und Electronica Spielereien, lässt „Swinging Doors“ klanglich ebenso eindringlich sein, wie es der auffordernde Text ist.

Die Rhythmusgitarren packt „We Can Move Along“ aus, mümmelt sich im Dreivierteltakt der Saitenzupferei ein, bevor die Experimentierfreude wieder durchgeht. Disharmonien reagieren auf geloopte Sounds und das Ohr bleibt an vielerlei Verlockungen hängen, die White Denim zu bieten haben.

Zum Beispiel den Countryrock von „Hand Out Giving“, das den Spagat schafft und moderner klingt, als es wohl sein möchte. Gut, dass sich mit „Precious Child“ ein chansonesker Schwof zum Verabschieden einfindet. Bestimmt vom Trompetenspiel und croonender Stimmlage, zaubert sich der Titel galant ins Gehör.

White Denim erfinden sich neu und bleiben sich treu. Vielseitig wie eh und je präsentieren sie ihre ganz eigene Reise in vergangene Jahrzehnte. Das hat Jamcharakter und zelebriert die Faszination einer spielfreudigen Inszenierung. So gibt’s auf „12“, „voll auf die 12“.

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