AVEC stemmt sich mit ihrem selbstbetitelten Album von internationalem Format gegen den Eindruck, Österreich sei nicht mehr zu retten. Die Frage ist nur, ob sich der braune Würgegriff von Kickl und seiner FPÖ von gefälligem Songwriter-Pop beeindrucken lässt.
Höchstwahrscheinlich nicht. Seinesgleichen hören für gewöhnlich überhaupt nicht hin, und falls doch, dann am liebsten, wenn ein krächzendes Hakenkreuz wie Andreas Gabalier zu Hulapalu und sonstiger geistiger Diarrhoe das Playback startet.
Das entspricht sicher nicht dem Publikum, das Miriam Hufnagel aka AVEC adressiert. Dass sie in einem Satz mit den rechten Gespenstern auftaucht, die sich auch hierzulande wie giftiger Schimmelpilz ausbreiten, liegt lediglich daran, dass sie nun mal aus Österreich kommt, aus Vöcklabruck in Oberösterreich, um genau zu sein.
Zwischen Linz und Salzburg erstreckt sich eine von Bergen gesäumte und mit Seen gespeiste, malerische Landschaft, die fast schon wieder kitschig ist – und gerade deshalb von Rechten gerne als Panorama für ihre überbetonte Vaterlandsliebe missbraucht wird.
Das Album könnte kaum weiter davon entfernt sein, kaum weniger nach Berghüttenkäs und spitzen katholischen Kirchtürmen klingen. Nichts an „Avec“ riecht nach Österreich.
Es ist vielmehr Musik, die überall und nirgendwo zu Hause ist. Sie wäre dort interkulturell salonfähig, wo jeder und jede des Englischen mächtig ist. Sie eckt nicht an, bleibt jederzeit vornehm zurückhaltend. Wer nur mit einem Ohr hinhört, glaubt ein paar Anflüge von Joni Mitchell zu hören.
Wer genauer hinhört, erkennt eine europäische Version von Angus & Julia Stone – ohne Angus. Und irgendwie spielt auch das grassierende Country-Revival mit hinein – nur eben nie so sehr, dass Hufnagel als naturverbundenes Alpenveilchen enttarnt würde.
Und das ist das Positive daran. Der Rest ist einigermaßen harmlos.