Als „recht große Kleinkunst“ bezeichnete MusikBlog das A-Capella-Album von Kat Frankies achtköpfigen Frauenensemble B O D I E S. Genau so lässt sich auch der dazugehörige Konzertabend in der Kölner Philharmonie perfekt beschreiben.
Was B O D I E S hier mit einfachsten Mitteln auf die Bühne zaubern, ist magisch. Da wundert es nicht, dass gegen Ende sogar ein paar Tränchen fließen.
Es überrascht vor allem, was sich nur mit Stimmen für eine Vielfältigkeit erreichen lässt. Von zerbrechlichen Kleinoden, während derer man fast Angst hat zu atmen, um bloß die perfekte Akustik nicht aus der Balance zu bringen, bis hin zu kraftvollen Protestmärschen, die die Philharmonie bis an die Decke ausfüllen, ziehen B O D I E S alle Register.
Die Inszenierung ist sehr subtil, erzielt aber – vielleicht gerade deswegen? – eine große Wirkung.
„Ich komme aus Australien. Allerdings haben wir nicht in der Nähe des Strandes gewohnt. Und wenn es im Sommer furchtbar heiß war, dann hatte man eigentlich nur zwei Möglichkeiten zur Abkühlung: das öffentliche Schwimmbad oder Ventilatoren.“, erklärt Kat Frankie. Für den darauffolgenden, bislang unveröffentlichten Song „Summertime“, setzt sich Frankie mit zwei weiteren Sängerinnen vor Steh-Ventilatoren, die die Stimmen zum Flirren bringen und so den aufgeheizten Beton und die Erschöpfung dank der klebrigen Hitze im Hochsommer hörbar machen.
Wohingegen die Ventilatoren nach diesem kurzen Auftritt ausgedient haben, ist die keilförmige Holzempore während des gesamten Konzerts immer wieder in unterschiedlicher Form im Einsatz. Bei „All Of It“ beispielsweise positionieren sich die acht Frauen sitzend gegenüber und man könnte meinen, sie würden mit diesem Schiff zu neuen Ufern ausbrechen.
„Versailles“, ein Song, der von den Protestmärschen der Frauen während der französischen Revolution inspiriert ist, beginnt das Ensemble zunächst im Kreis marschierend, während Frankie und eine weitere Sängerin gegen Mitte des Songs jeweils einen der Holzkeile erklimmen und durch bestimmte Schritte darauf besondere, akustische Akzente setzen.
Bei dieser Performance sitzt jeder Schritt, jeder Schnipser und jeder Klatscher, ohne dass irgendetwas davon je angestrengt oder bemüht wirkt. Wo man bei anderen Konzerten gerne beherzt mitsingt, muss man sich hier besonders bei Songs wie dem bluesigen „Headed For The Reaper“ zusammenreißen, genau das nicht zu tun. Schließlich will man nichts aus der Balance bringen.
Und natürlich macht Köln seinem Ruf als besondere Konzertstadt alle Ehre. „Ich hatte den anderen schon erzählt, dass Shows in dieser Stadt immer besonders sind. Egal, ob man vor 20 oder 2.000 Leuten spielt“, plaudert Frankie während der Show.
Mit Standing-Ovations fordert das Publikum nach einer Zugabe, die es gleich doppelt erhalten soll. Denn nach der ersten Runde mit „Born Clever“ und „Petrichor“, kommen B O D I E S noch ein weiteres Mal auf die Bühne zurück. Einige Zuschauer*innen befinden sich schon auf dem Weg nach draußen. „Kein Problem, setzt euch einfach kurz auf die Treppe“, kommentiert Frankie. Da drücken selbst die strengen Ordner*innen, die aufgrund der Freihaltung von Fluchtwegen normalerweise alle Treppenbesetzer innerhalb von Sekunden wieder auf die Plätze zurückbefördern, mal ein Auge zu.
Für das anschließende Schlaflied verzichten B O D I E S sogar auf ihre Mikrofone und unterstreichen die These des gesamten Projekts: Weniger ist mehr.