Im Jahre 2000 nach dem Heiland bellte eine von Sandflöhen geplagte Straßenköter-Clique namens Baha Men unter Palmen „Who Let The Dogs Out”. 25 Jahre später kläffen die Lambrini Girls vom anderen Ende der Welt zurück.

Das Noise-Punk-Duo aus Brighton gibt mit seinem Debütalbum allerdings einen feuchten Dreck auf sonnenschein-taugliche Vibes. Sie agitieren zwischen Idles und Amyl And The Sniffers gegen toxische Männlichkeit, den Kapitalismus und die Downingstreet.

„Rishi, Cameron, Cummings, Starmer – ihr steht alle auf unserer Shitlist,“ kommentiert die Band ihre maximale Pissigkeit. Im Aufgalopp von „Bad Apple“ formiert sich der Mob gegen die Obrigkeit, der die thematisierte Polizeigewalt am eigenen Leib erfahren hat:

„Officer what seems to be the fucking problem?“, schreit Frontfrau Phoebe Lunny der Staatsgewalt entgegen, dass es auch unter behelmter Montur jedem den Scheitel neu zieht. Dazu werden Sirenenheulen, zackige Beats auf der Snare Rim und verzerrte Bässe serviert, wie bei den Landsleuten von Idles zu deren besten Tagen.

„Don’t touch me“, schiebt das Duo im folgenden „Company Culture“ hinterher, das mit verschobenen Bass- und Gitarrenakkorden auch die songwriterisch geschickte Handarbeit zwischen dem unbedingten Krawall ausstellt. Der Song proklamiert toxische Männlichkeit als Wurzel allen Übels.

Mit Titeln wie „Big Dick Energy“ und „No Homo“ dreschen Phoebe Lunny und Lilly Macieira hier noch weiter drauf und pflügen das Patriachat endgültig um. Es ist eine Wonne, gerade dann, wenn Söder und Merz aus Wahlkampfgründen aktuell noch mehr Bildfläche bekommen, als allgemein zu ertragen ist.

Darüber hinaus ist dieses raubürstige Schmirgelpapier von Album auch der Triumph über jene, die glaubten, das Post-Punk-Revival wäre eine kurzzeitige Angelegenheit. Auch der letzte muss sich nun ein knappes Jahrzehnt später eingestehen, dass mit dem Riot-Grrrl-Esprit, den Lambrini Girls auf „Who Let The Dogs Out“ geschickt untermischen, noch lange kein Ende in Sicht ist.

Vielmehr müsste eine solch zupackend, treffsichere Platte allen ein Stück Genugtuung sein. Gerade jenen, die schon immer wussten: „Your anger is a gift“.

Das eigentliche Zielpublikum im Fadenkreuz jedoch, die Trumps und Musks, sie müssten „Who Let The Dogs Out“ gezwungenermaßen in Dauerschleife hören müssen, bis ihre widerliche Bromance in die Luft fliegt wie ein Cybertruck.

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