Die ersten Takte gleichen einer Morgendämmerung. Ganz allmählich und mit unüberhörbarer Zärtlichkeit führt uns Nadia Reid, singend und Gitarre spielend, in die beschauliche, allmählich erblühende Landschaft ihres neuen Werks „Enter Now Brightness“.

Der Titel des Albums  ist der 33-jährigen Neuseeländerin aus einem Buch heraus entgegen gesprungen – und galt ihr ab sofort als Leitsatz bei der Produktion der neuen Stücke.

Entstanden ist Nadia Reids viertes Studioalbum in einer von Umbrüchen reichen Zeit, die für die seit „Preservation“ (2017) und „Out Of My Province“ (2020) auch international gefragte Künstlerin mit heftigen Einschnitten verbunden war.

So vereitelten die im Rahmen der Corona-Pandemie verhängten, mehrjährigen Grenzschließungen Neuseelands Reids geplanten Umzug nach London. Die Lockdowns bedeuteten Stillstand – und Zeit für jede Menge Reflexion.

Jene kritische Selbstbefragung spiegelt sich in den Lyrics der neuen Platte wider. In spielerischem Wechsel aus wohlig warmen Gesang und leichthin auftauchenden Sprech-Passagen begibt sich Reid auf die Spur oft schmerzvoller Gefühle.

„Don’t know why you felt that way”, heißt es in der von einem maßvollen Klavier und einem Set aus Blechbläsern getragenen Ballade „Baby Bright“. Doch Reid geht auf „Enter Now Brightness“ den Dingen auf den Grund und bringt Licht ins Dunkel.

Das gelassene, folk-rockige „Hotel Santa Cruz” bietet folgenden Erkenntnisgewinn: „I held you in my heart. Did it matter then? Did I reach the end? I thought I saw the end it coming. I thought I had a love you holding. You are everything I would like to be.“

Neben einem Strauß unaufgeregter Folk-Songs, in denen Reids gefühlvolle Stimme an Dido erinnert, gibt es aber auch kräftigere und schnellere Nummern. Hier sticht das mit einer, von Kate Bush inspirierten, Drumline ausgestattete „Changed Unchained“ heraus.

„My life is a movie” erklärt uns Reid auf „Woman Apart“ – und trifft damit den Nagel auf den Kopf. „Enter Now Brightness“ ist ein Album, das fortwährend schillernde Bilder erzeugt, so leicht wie schwer, so dunkel wie hell.

Und übrigens: Im vergangenen Jahr zog Nadia Reid schließlich doch nach London. Ihrer Tour durch Europa – mit Stationen in Deutschland – steht also nichts mehr Wege.

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