Manchmal kann es so leicht sein. Wir drehen das Autoradio auf und fahren ans Meer. Aus den Boxen wummert „Come In Out Of The Rain“ von Lawrence Hart.
Mit der Euphorie des Sommers kann sich nichts vergleichen. Die Wolken sind verschwunden und der Himmel scheint klar und blau. Nach all den grauen Tagen des Winters brauchen wir Vitamin D wie ein Junkie den Schuss.
Die ersten warmen Strahlen der Sonne küssen unsere winterweiße Haut. Das erste kühle Pils rinnt unsere ausgetrocknete Kehle herunter. Die ersten Blitzer nackter Haut schießen unsere Hormone in die Stratosphäre.
Bald wird die Stadt zu eng. Wie eine eingelaufene Hose spannt sie im Schritt. Wir brauchen Beinfreiheit und spüren den Ruf der Ferne. Also steigen wir in unseren fahrbaren Untersatz. Egal ob Luxuskarosse oder Krawallhobel. Mit vollem Tank rasen wir in Richtung Horizont.
Das Ziel unserer Sehnsucht ist das Meer. Das kühle Nass zieht uns magisch an. Salzige Luft und Eis und Grillwurst. Sanddünen und das Versprechen der großen weiten Welt.
Das Herz schlägt lauter mit jedem Kilometer. Der Fahrtwind zerzaust uns die Designerfrisur. Und der Bass von „Come In Out Of The Rain“ schüttelt uns den Staub aus dem Gehirn.
Musik erschafft Welten. Jeder Song bringt uns näher ans Ziel. Unsere Nase riecht die Brandung. Unsere Ohren hören das Salz knistern. Unsere Haut spürt die Wellen aus Loops und Cuts und Synths.
Schon kreisen über uns die Möwen. Vorboten eines Landes am Ende des Landes. Missionare der Religion des Windes. Die Dünengräser schwingen im Rhythmus der Vocal Samples. Die Wellen branden bei jedem Anschlag des Keyboards. Musik und Natur verschmelzen und durchfluten uns wie die Strahlen der Sonne.
Wir parken unser Auto. Ganz nah an den Dünen. Wir spüren den Sand zwischen unseren Zehen. Ganz nah am Wasser. Das Meer ruft uns wie die Mutter ihre Kinder. Wir sind angekommen. Wir sind zuhause.