Die 13. Platte der Stereophonics ist kein Unglücksfall. „Make ‚em Laugh, Make ‚em Cry, Make ‚em Wait“ subsumiert wie gewohnt guten und geradlinigen Singer/Songwriter-Rock, melodiösen Folk wie in „Mary Is A Singer“ voller Mundharmonika und eingängigen Brit-Pop wie in „Make It On Your Own“.
Das Quartett schleift dabei immer ein einschneidendes Erlebnis im Hinterkopf mit sich mit: Der Schlagzeuger, der den Stereophonics einst ihren Namen erfand, erstickte vor ziemlich genau 15 Jahren nach zwei durchzechten Nächten an seinem Erbrochenen.
Die aktuelle Besetzung musiziert stabil zum sechsten Mal hintereinander zusammen auf Platte, tourt auch und lässt lediglich ein kleines Manko zurück: Das Album ist mit knapp 31 Minuten recht knapp geraten.
Wer mit dem Rücken zur Wand steht, „back against the wall“, atmet flach, die Stimme erstickt und wird heiser und kratzig. Kelly Jones, der Lead-Sänger der Waliser, ist ein guter Schauspieler. Sein hier beschriebenes Szenario führt er in „Seems Like You Don’t Know Me“ auf, einem der Highlights des Longplayers. Der Text handelt laut Kelly von gestörter Kommunikation in zwischenmenschlichen Beziehungen aller Art.
Obwohl es unter all den Songs hier im Grunde keinen Aussetzer gibt, ist es doch ungeschickt, den Beginn des Frühlings mit einem Song über die „Colours Of October“ zu unterlegen, der auch noch sehr nach fallendem Herbstlaub klingt.
Die allzu süß und dick aufgetragenen Streicher verzeiht man schnell, sobald im darauf folgenden „Eyes Too Big For My Belly“ ordentlich die Rock-Post abgeht. Hier merkt man deutlich, dass die Band ganz zu Anfang bei ihrer Gründung vor 33 Jahren auch eine Hardrock-Affinität zur Gruppe Bad Company hatte, deren gleichnamiger Klassiker „Bad Company“ durchscheint.
Die für ein Rock-Album ungewöhnliche Rosafärbung des Artworks mit erdbeerroter Krakel-Schrift führt auf ein Gemälde der Malerin Louise Bourgeois zurück. Es ist genau von diesem Rosa-Ton geprägt und beeindruckte den Frontmann in einer Ausstellung.
Die rosarote Brille setzen die Stereophonics trotzdem nicht auf. Die kantigen Lieder enthalten genügend bissfeste Formulierungen und entsprechende druckvolle musikalische Umsetzungen.
An mehreren Stellen geht es direkt um die heilende Kraft der Musik. So skizziert der Tune „Backroom Boys“ eine fiktive Blues- und Rock’n’Roll-Gruppe und deren Konzertbesucher*innen, von denen sich einer als knapp dem Teufel entronnen beschreibt und im Spiel der Band sein Seelenheil sieht.
„Just play on your guitar and everything feels all right“, meint er. In einem anderen Lied geht es um eine Sängerin namens Mary.
Die Slide-Guitar-Ballade „Feeling Of Falling We Crave“ mit einem Schuss Americana handelt von der tröstenden Rolle von Musik in einer einsamen Nacht sowie abermals vom Teufel und davon, wie man sich ihm durch gute Entscheidungen entzieht.